Ein sicheres Wertpapier: Der Meisterbrief
DHKT / Handwerkskammer zu Leipzig

Archivbeitrag | Newsletter 2014"Deutsche Meister. Starkes Europa."

Die EU-Kommission prüft derzeit, wie der Zugang zu reglementierten Berufen in den Mitgliedsstaaten erleichtert werden kann. Vor dem Hintergrund der daraus entstandenen Deregulierungs-Debatte hat die Vollversammlung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) am 13. März 2014 ein Zeichen für die Notwendigkeit einer hochwertigen Berufsqualifikation gesetzt.

Die Vollversammlung hat dazu die Resolution "Deutsche Meister. Starkes Europa." einstimmig verabschiedet und unterstrichen, dass die wesentliche Voraussetzung für das hohe Niveau der beruflichen Bildung in Deutschland der Meisterbrief ist, der die Qualifikation der Ausbilder garantiert. Die Resolution unterstreicht außerdem das nachhaltige Unternehmertum und den aktiven Verbraucherschutz, den der Meisterbrief sichert.

Der Generaldirektor der EU-Kommission für Unternehmen und Industrie, Daniel Calleja Crespo, räumte die Sorgen um die Aushöhlung des Meisterbriefs und der dualen Ausbildung indes am Rande der Internationalen Handwerksmesse in München bereits aus. Der Meisterbrief sei eine der Säulen der deutschen Wirtschaft und der Erfolg des deutschen Modells spreche für sich.

Die ZDH-Resolution im Wortlaut

"Deutsche Meister. Starkes Europa."

Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und die Sicherung der globalen Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes - das sind zwei zentrale Herausforderungen in Europa. Um beiden Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen, ist das duale Berufsausbildungssystem mit seinen Strukturen ein besonders geeignetes Instrument. Es muss deshalb gestärkt werden. Die EU-Kommission setzt aber dieses erfolgreiche System des deutschen Handwerks aufs Spiel.

95 Prozent der Auszubildenden im deutschen Handwerk werden in Meisterbetrieben oder in Betrieben mit gleichwertig qualifizierten Betriebsleitern ausgebildet. Die Ausbildungsquote im deutschen Handwerk ist mit knapp 8 Prozent sogar mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Damit ist die nachgewiesene Qualifikation der Ausbilder im Handwerk Mitgarant für die in Deutschland mit etwa 7,4 Prozent niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union.

Der qualifikationsgebundene Berufszugang ist Voraussetzung für ein nachhaltiges, qualitätssicherndes Unternehmertum im Handwerk. Betriebsgründungen im zulassungspflichtigen Bereich sind überdurchschnittlich bestandsfest. Die Negativwirkungen einer Deregulierung werden von den Auswirkungen der Handwerksnovelle 2003 belegt: Nach einem kurzfristigen Anstieg der Betriebsgründungen bei zulassungsfreien Gewerben waren bereits
60 Prozent der Betriebe nach 5 Jahren wieder vom Markt verschwunden. Was dagegen bleibt, ist ein eklatanter Einbruch der Ausbildungsbetriebsquoten in diesen Gewerken und die Gewissheit eines fehlgeleiteten Vorhabens.

Fakt ist: Das Handwerk mit seinem dualen Berufsausbildungssystem garantiert eine hohe Ausbildungsleistung; es steht für ein nachhaltiges Unternehmertum und aktiven Verbraucherschutz. Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen und die jüngst erneut vorgetragene Kritik am qualifikationsgebundenen Berufszugang appelliert das Deutsche  Handwerk an die Bundesregierung und die europäischen und internationalen Institutionen:

1. Der weitere Auf- und Ausbau des dualen Ausbildungs- und Qualifizierungsmodells und der zugrundeliegenden Strukturen im In- und Ausland muss nachdrücklich gefördert werden.

2. Die Vorteile und Stärken des qualifikationsgebundenen Berufszugangs und der zwingende Zusammenhang zwischen dualer Ausbildung und Reglementierung müssen endgültig anerkannt werden, um sich einer fatalen Dequalifizierung selbstbewusst entgegenzustellen.