Historische Auto-Werkstatt in Schildau / Stefan Prinz führt Familienunternehmen in fünfter Generation.
Norbert Töpfer

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 04/2022Der fünfte Prinz

Ein Porträt von Norbert Töpfer.

Historische Auto-Werkstatt in Schildau / Stefan Prinz führt Familienunternehmen in fünfter Generation.

Die Geschichte der Familie Prinz in der nordsächsischen Kleinstadt Belgern-Schildau ist mit Sicherheit einmalig. 1906 gründete Hermann Prinz die noch heute bestehende Autowerkstatt im Stadtteil Schildau, der von Belgern 20 Kilometer entfernt liegt. 7.647 Einwohner zählt dieses eigenartige Gebilde. Dabei hatte die Firma Prinz nach der Gründung noch nichts mit Autos zu tun. „Meine Vorfahren haben zunächst Pferdekutschen gebaut. Zu unserem Betrieb gehörte damals auch eine Schmiede“, berichtet der 51-Jährige, der nach dem Tod seines Vaters Peter im Jahr 2008 die Autowerkstatt übernahm. Er ist damit der fünfte „Prinz“, der das Unternehmen führt.

„Das Ableben meines Vaters kam völlig überraschend. Ich wurde praktisch als neuer Chef ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich Stefan Prinz, der mit 38 Jahren die Führung der Autowerkstatt übernahm. Er ist der Geschäftsführer des Einzelunternehmens. Unterstützt wird Prinz von seiner Frau Stefanie, die für die Büroarbeit verantwortlich ist. „Wir sind in den letzten Jahren als Firma gut gewachsen.“ Zur Werkstatt gehört Marcel Stiller, ein gebürtiger Schildauer. „Er ist nach seiner soliden VW-Ausbildung in Dachau bei München zu seinen Wurzeln zurückgekehrt“, sagt sein Chef. Jörg Pfitzner, Kfz-Meister mit großer Berufserfahrung, verstärkt seit September 2021 das Schildauer Team. Firmen-Chef Prinz denkt aber auch an die Zukunft. So bildet er mit Max Packhäuser einen Lehrling aus der Region zum Kfz-Mechatroniker aus.
 

Bei Problemen wird geholfen

Schwerpunkt der Schildauer Firma ist die Reparatur von Autos. „Wir haben allerdings zahlreiche Kunden mit Pkw, die älter als zehn Jahre sind. Deshalb sind Mitarbeiter der Dekra und der GTÜ zweimal in der Woche vor Ort.“ Prinz hilft den Kunden zudem beim Autokauf. „Ich habe durch meine vielen Jahre, die ich in dieser Branche tätig bin, zahlreiche Kontakte mit seriösen Autohäusern. Die nutze ich, um meinen Kunden zu helfen.“ Zu DDR-Zeiten wurden in der Gneisenaustadt bei den Prinzens die noch heute bekannten Marken Jawa und Simson als Vertragswerkstatt repariert, was die Schildauer sogar überregional bekannt machte. „Auch die Besitzer von Trabant-, Wartburg- und Lada-Fahrzeugen wussten, dass ihnen bei uns stets geholfen wird, wenn es Probleme gab“, weiß Stefan Prinz.
 

Werkstatt ist ausgelastet

Kurios: Ab 1910 hatten die Leute an einer Tankstelle vor der Prinz-Werkstatt sogar die Möglichkeit zu tanken. „Allerdings konnten unsere Kunden damals nur so viel Benzin kaufen, wie sich gerade in dem Behälter im Kasten befand“, weiß Prinz. Er ist natürlich froh, dass er vom Werkstatt-Sterben in Sachsen nicht betroffen ist. „Wir können sogar sagen, dass es trotz der Coronapandemie gut läuft. Das liegt an unserem großen Kundenstamm, der uns seit vielen Jahren die Treue hält. Die Werkstatt ist ausgelastet mit Aufträgen. Unser Einzugsgebiet reicht bis Leipzig. Einige Einbußen mussten wir dennoch hinnehmen, weil zahlreiche Kunden in diesen schwierigen Corona-Zeiten im Homeoffice arbeiten, nicht zu ihren Arbeitsorten pendeln und so auch zahlreiche Kilometer sparen konnten. Ich bin froh und auch ein wenig stolz, dass wir nie ernsthafte wirtschaftliche Probleme hatten. 2013/2014 hatten wir mal eine Delle. Aber gewackelt haben wir nie.“
 

Die nächste Generation

Stefan Prinz kann sogar hoffen, dass ein sechster Prinz irgendwann die Schildauer Firma übernimmt. Sohn Collin ist aber erst zwölf Jahre alt. „Er schraubt sogar schon an seinem Fahrrad. Aber meine Frau und ich werden ihn natürlich nicht unter Druck setzen.“ Als ehemaliger erfolgreicher Fußballer der TSV 1862 Schildau sei es für Prinz selbstverständlich, den Verein als Sponsor zu unterstützen.
 



Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammer zu Leipzig 04/2022 erschienen.


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