Meister 2018
Robert Iwanetz

Archivbeitrag | Newsletter zur Meisterfeier 2018Cornelia Kurze / Metallbauermeisterin

In einer Sphäre, in der Abweichungen untragbar sind

Ein bisschen fremd fühlte sich Cornelia Kurze schon in der Meisterschule. Als die anderen angehenden Metallbauermeister aus ihrem Alltag erzählten – von Gartenzäunen, Schweißvorrichtungen und Brandschutztreppen –, wurde ihr schnell klar, dass sie in einer eigenen Sphäre arbeitet: in einem Berufsumfeld, in dem Löcher mit dem Durchmesser menschlicher Haare gebohrt werden müssen und Millimeterabweichungen nicht tragbar sind.

"Präzision ist bei uns entscheidend", sagt die 55-Jährige, die seit 1992 am Leibnitz-Institut für Troposphärenforschung (Tropos) arbeitet: in einem Wissenschaftspark im Leipziger Osten, wo die Wirkung von Wolken und Aerosolen untersucht werden, wie in der Luft schwebende Partikel heißen. Die gelernte Mechanikerin für wissenschaftlich-technischen Gerätebau ist dort in der mechanischen Werkstatt beschäftigt.

"Wir bauen hier alles, worum uns die Forscher für ihre Arbeit bitten." Ihr momentan größtes Projekt ist das "Polly". Ein sogenanntes Lidar-Messsystem, mit dem Aerosol-Schichten charakterisiert werden können – und dessen Laser allein so viel wie ein Mittelklassewagen kostet.

Bis zu sechs Monate arbeitet sie an einem der Geräte, die demnächst in Zypern, Israel und auf den Kapverdischen Inseln installiert werden.

Cornelia Kurze interessiert sich schon seit ihrer Jugend für Technik. Am liebsten verbrachte sie Zeit in der mechanischen Werkstatt ihres Großonkels. "Dort waren überall Zahnräder, Generatoren und Riemen. Eine fantastische Welt", erinnert sich die gebürtige Leipzigerin. Damals reifte in ihr der Entschluss, nicht in die Industrie, sondern in die Forschung zu gehen.

"Überall Zahnräder, Generatoren und Riemen. Eine fantastische Welt."
 

"Für mich war die Entscheidung immer richtig. Mein Job stellt mich ständig vor neue Herausforderungen und ist bis heute anspruchsvoll", sagt Kurze, die 1979 an der Akademie der Wissenschaften – dem Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung – ihre Ausbildung begann.

Deshalb habe sie auch gleich zugesagt, als im Institut jemand aus der Werkstatt gesucht wurde, um einen Meistertitel zu erlangen – auch wenn sie wusste, dass dadurch weniger Zeit für Familie und Freizeit bleiben würde. "Ich wollte mir beweisen, dass ich das schaffe", sagt die Leipzigerin. Dass sie in der Meisterschule die älteste Teilnehmerin und einzige Frau war, störte sie nicht. "Wir waren eine tolle Gruppe, die sich untereinander viel geholfen hat."

Cornelia Kurze lernte so zwischen 2013 und 2017 unter anderem Dinge, die für sie völlig neu waren. Wie beispielsweise Konstruktionszeichen-programme am Computer zu bedienen oder einen Schweißbrenner in die Hand zu nehmen. Als Meisterstück baute sie einen mobilen Partikelsammler, mit dem Wissenschaftler Teilchen einfangen können, um beispielsweise den Feinstaubgehalt in der Luft zu bestimmen. Teil einer Forschungsidee zu sein, sei für sie noch immer das Schönste an ihrer Arbeit: "Wenn man die Idee eines Wissenschaftlers Wirklichkeit werden lässt,
ist das ein großartiges Gefühl."

Robert Iwanetz

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