Christian Heinicke / Zimmerermeister

Wieso sind Sie Zimmerer geworden?

Ich glaube, das war Schicksal, denn in der Schule wollte ich eigentlich Architekt werden, später dann Landschaftsgärtner. Aus beidem ist, wie man sieht, nichts geworden. Das lag zum einen an meiner Mutter und zum anderen daran, dass wir noch lange eine Ofenheizung hatten, für die wir stets neues Feuerholz brauchten. Meine Mama wollte mit einer cleveren Berufswahl das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden und hat mir vorgeschlagen, mich in der nahe gelegenen Zimmerei zu bewerben. Neben einer soliden Handwerkslehre, so hoffte sie, dürfte dort auch noch Heizmaterial "abfallen". Gesagt, getan. Nach einem Praktikum durfte ich meine Lehre in der Firma starten. Nun gehöre ich zu den Glücklichen, die stolz von sich behaupten können, im Beruf auch ihre Berufung gefunden zu haben. Ein schöneres Handwerk als das des Zimmerers kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen.
 

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf und was gefällt Ihnen nicht?

Die Arbeit mit einem nachwachsenden und natürlichem Rohstoff und die Tatsache, dass ich jeden Tag ein Ergebnis vor Augen habe, sind fantastisch. Mit dem Wissen eines Zimmerers bin ich in der Lage, Menschen ein Dach über dem Kopf zu bauen und in Zusammenarbeit mit anderen Gewerken sogar ein ganzes Heim. Darüber hinaus ist jeder Auftrag eine einzigartige Herausforderung. Kein Dachstuhl ist wie der andere und es gibt unzählige Möglichkeiten, auf Kundenwünsche einzugehen und die eigene Kreativität bei Sanierung oder Neubau einfließen zu lassen. Was die "schlechten" Seiten des Berufs angeht, habe ich kaum welche gefunden. Nur Kälte nervt, wenn man auf das Gefühl in seinen Fingern angewiesen ist und ohne Handschuhe arbeiten muss. Ansonsten gilt für mich, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur unangemessene Kleidung.
 
Warum haben Sie nach dem Gesellenabschluss noch den Meister gemacht?

Ein Großteil derjenigen, die den Meistertitel anpeilen, spielen entweder mit dem Gedanken, Führungspositionen zu erreichen, sich selbstständig zu machen oder haben die Ehre, einen Betrieb zu übernehmen. Sie sind also auf den Abschluss angewiesen. Bei mir lag die Sache etwas anders, denn mich hat der Berufsstolz angetrieben. Als traditionsbewusster Zimmerer war für mich nach der Lehre schnell klar, dass ich mein Handwerk am ehesten ehre, wenn ich es meistere.

Außerdem habe ich meine Lehre als Jahrgangsbester abgeschlossen, wurde Landessieger im Zimmererhandwerk und hatte damit die Anspruch auf Begabtenförderung. Deshalb habe ich es als Verpflichtung empfunden, mein Talent zu nutzen, um die Königsdisziplin im Handwerk in Angriff zu nehmen und nun ist es für mich eine große Ehre, mich Zimmerermeister nennen zu dürfen.
 

Was zeichnet für Sie einen guten Meister aus?

Ein Meister, der etwas auf sich hält, sollte selbstverständlich in der Lage sein, einen Betrieb erfolgreich und gewinnbringend zu führen. Ich lege bei einer Meisterpersönlichkeit jedoch nicht viel Wert auf ihre Fähigkeiten als Werbestratege oder Finanzoptimierer. Für mich zeichnet sich die Güte einer Meisterin oder eines Meisters in seiner Verbundenheit zum Beruf aus. Man muss merken, dass jemand für sein Handwerk brennt.
 

Wem wollen Sie für die Unterstützung während des Meisterstudiums besonders danken?

Ich bin froh, dass mir die verschiedenen Dozenten viel beigebracht haben und dass ich mit meinen "Mitschülern" eine angenehme und lehrreiche Zeit verbringen durfte. Mein besonderer Dank gilt aber vor allem zwei Menschen. Zum einen meiner Mutter, die mir den Rücken freigehalten hat, sodass ich mich auf mein Ziel konzentrieren konnte und zum anderen bin ich meinem Ausbilder Robby Moosdorf zu sehr großem Dank verpflichtet. Er hat mich nicht nur durch die Lehre, sondern auch durch die Meisterschule begleitet und mein Potenzial von Anfang an erkannt, gefordert und gefördert.
 

Blieb während der Fortbildung Zeit für Hobbys?

Manchmal muss man sich einfach die Zeit nehmen für das, was einem wichtig ist. Ich habe beispielsweise kürzlich das Bogenschießen für mich entdeckt und engagiere mich ehrenamtlich in einem Altenpflegeheim. Außerdem ist es ja nicht so, dass sich 24 Stunden am Tag alles um die Meisterschule dreht. Sicher gab es Tage, an denen man weniger Lust hatte, noch etwas zu unternehmen als an anderen, doch die waren eher eine Seltenheit.

Meister 2018
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