Handwerker mit Tablet. Bild: pressmaster / stock.adobe.com
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Archivbeitrag | Newsletter 2022Berichtsheft-Apps für die Ausbildung im Handwerk?

Die Digitalisierung hat Einfluss auf fast alle Lebensbereiche. Logisch also, dass digitale Medien auch in der Berufsausbildung immer stärker Anwendung finden. So lässt sich beispielsweise der Ausbildungsnachweis auch elektronisch führen. Im Gastbeitrag von handwerksblatt.de -Autor Bernd Lorenz beleuchtet eine Expertin des Zentralverband des Deutschen Handwerks die Vor- und Nachteile digitaler Berichtshefte.



Berichtsheft elektronisch oder handschriftlich führen

Beim Ausbildungsnachweis haben Ausbildungsbetriebe und die angehenden Auszubildenden die Wahl. Sie können gemeinsam entscheiden, ob das Berichtsheft elektronisch oder handschriftlich geführt wird. "Dies muss im Ausbildungsvertrag vor dem Beginn der Ausbildung festgelegt werden", erklärt Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp, Referatsleiterin der Abteilung Berufliche Bildung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Ein Wechsel ist jedoch auch noch während der Ausbildungszeit möglich. "Eine entsprechende Änderung muss im Ausbildungsvertrag festgehalten werden."
 

Vorteile digitaler Lösungen

Für die Berufsbildungsexpertin des ZDH bringt ein digitales Berichtsheft vor allem Vorteile mit sich. "Es fördert die Kommunikation zwischen Ausbilderinnen und Ausbildern und ihren Auszubildenden. Bei einigen Angeboten, wie beispielsweise dem Online-Berichtsheft "BLok", werden über integrierte Kommunikationsmöglichkeiten auch die Berufsschullehrerinnen und -lehrer sowie die überbetrieblichen Ausbilderinnen und Ausbilder einbezogen", zählt Kielbassa-Schnepp als ersten Pluspunkt auf.
 

Inhalte sind lesbarer

Dass die Inhalte des digitalen Berichtshefts über die Tastatur eines PC, Laptop, Tablet oder Smartphone eingegeben werden, dürfte auch die Prüfungsabteilungen der Kammern freuen. Die Auszubildenden müssen ihnen den Ausbildungsnachweis vorlegen, um zu einer Zwischen- oder Abschlussprüfung zugelassen zu werden.

Eine unleserliche Handschrift dürfte in der Vergangenheit für manches Rätselraten gesorgt haben. "Ein digitales Berichtsheft trägt zu einer besseren Lesbarkeit bei", sagt die Berufsbildungsexpertin des ZDH. Zudem ermögliche es, digitale Fotos oder Abbildungen einzubinden.
 

Lächelnde Handwerkerin mit Smartphone in einer Werkstatt. Bild: Monkey Business / stock.adobe.com
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Bessere Organisation

Die kontinuierliche Pflege und Kontrolle des Berichtshefts ist für viele Auszubildende und Betriebe eher eine lästige Pflicht. Ein digitales Berichtsheft kann dabei helfen, die Ausbildung effizienter zu organisieren. "Es bietet verbesserte Kontrollmöglichkeiten und eine erleichterte Verwaltung durch den jederzeit möglichen Zugriff auf die Berichtshefte", verdeutlicht Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp.

Eine integrierte Erinnerungsfunktion weise Auszubildende, Ausbilderinnen und Ausbilder auf offene Berichte hin. Der elektronisch geführte Ausbildungsnachweis zeige eine übersichtliche und transparente Darstellung der Entwicklung der Auszubildenden und erlaube durch eingebaute Informationen häufig einen direkten Bezug zur Ausbildungsordnung. Somit lassen sich Handlungsbedarfe leichter erkennen.
 

Höhere Ausbildungsqualität

Das Fazit: "Digitale Berichtshefte leisten einen Beitrag zur Erhöhung der Ausbildungsqualität und unterstützen Betriebe und Auszubildende gleichermaßen", ist Kirsten Kielbassa-Schnepp überzeugt. Darüber hinaus seien Angebote von Zentralfachverbänden wie etwa Berichtsheft-Apps passgenau auf die Bedarfe der jeweiligen Branche ausgerichtet.
 

Nachteile digitaler Berichtshefte

Nachteile bringen digitale Berichtshefte nach Einschätzung von Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp keine mit sich. Die Lizenzgebühren fallen in der Regel sehr gering aus. Einige Handwerkskammern übernehmen beispielsweise die Kosten für das Online-Berichtsheft "BLok" oder zahlen einen Zuschuss. "Es wäre wünschenswert, wenn die Umstellung von einem analogen auf ein digitales Berichtsheft zum Anlass genommen würde, die zusätzlichen Potenziale eines digitalen Berichtshefts noch stärker zu nutzen."

Die Berufsbildungsexpertin des ZDH geht davon aus, dass sich der digitale Ausbildungsnachweis in Zukunft voraussichtlich durchsetzen wird. "Elektronische Ausbildungsnachweise entsprechen dem Trend zur Digitalisierung von administrativen Abläufen in den Betrieben sowie dem Medien- und Arbeitsverhalten von Auszubildenden", begründet Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp ihre Prognose.
 

Auf handwerksblatt.de: Übersicht digitaler Berichtsheft-Lösungen

Digitale Berichtshefte gibt es in verschiedenen Ausführungen. Auf die Programme kann über den Webbrowser zugegriffen werden, der auf dem PC, Laptop, Tablet oder Smartphone installiert ist oder es werden in den Stores von Apple und Google spezielle Apps für die Betriebssysteme iOS oder Android angeboten, die vor allem die Nutzung des digitalen Berichtshefts über das Smartphone ermöglichen. Auf handwerksblatt.de gibt es eine Übersicht digitaler Berichtsheftlösungen. Zunächst sind dort Tools für Ausbildungsberufe aus dem Handwerk mit einer hohen Zahl an Auszubildenden beschrieben. Die Übersicht soll jedoch um die Angebote weiterer Ausbildungsberufe erweitert werden.