Abiturienten vermissen Unterstützung bei der Berufsorientierung
Das Handwerk fordert seit Jahren mehr Berufsorientierung an Gymnasien. Rückenwind bekommt die Forderung durch eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach wünschen sich junge Menschen mit hoher Schulbildung mehr Beratung für den Übergang von der Schule in den Beruf. Generell erwarten die Befragten auch Maßnahmen seitens der Politik, um die Ausbildungsplatzsuche zu erleichtern.

Handwerk fordert ergebnisoffene Berufsberatung in allen Schularten
Noch nie war Berufsorientierung so wichtig wie heute. Auf der einen Seite stehen die Schülerinnen und Schüler, die in der Schule nicht alle ihre Möglichkeiten bei der Berufswahl aufgezeigt bekommen, auf der anderen Seite klagen Betriebe über den immer öfter ungedeckten Bedarf an Fachkräften in allen Branchen. Das Handwerk plädiert deshalb seit Jahren dafür, dass in allen Schularten eine umfassende, verpflichtende Berufsorientierung stattfindet. An Gymnasien müsse für die Ausbildung ebenso geworben werden wie an anderen allgemeinbildenden Schulen. Das Handwerk bietet schließlich auch leistungsstarken Schülern beste Karrieremöglichleiten. In Zukunft suchen Handwerksbetriebe Leistungsträger, die die Unternehmen führen und damit einen Beitrag zu den gesellschaftlichen Herausforderungen wie Digitalisierung und Klimaschutz leisten.
Mehr Beratung für den Übergang in Beruf und Studium
Dass in Sachen gymnasialer Berufsorientierung noch einiges verbessert werden muss, unterstreicht eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung. Junge Menschen mit hoher Schulbildung vermissen bei der Berufsorientierung und der Suche nach einem Ausbildungsplatz häufiger Unterstützung als Gleichaltrige mit niedriger oder mittlerer Schulbildung.
Das geht aus einer repräsentativen Befragung junger Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren hervor. So gaben 43 Prozent der jungen Menschen mit hoher Schulbildung an, sich über Ausbildungsberufe von der Schule nicht gut informiert zu fühlen. Bei den Befragten mit mittlerer Schulbildung liegt dieser Anteil bei 32 Prozent, bei denen mit niedriger Schulbildung nur bei 19 Prozent. Zudem äußerten 41 Prozent der Befragten mit Abitur, die auf Ausbildungssuche sind oder waren, dass sie sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz mehr Unterstützung wünschen oder gewünscht hätten. Bei denen mit mittlerem Schulabschluss sind es nur 36 Prozent, bei denjenigen mit Hauptschulabschluss lediglich 24 Prozent.
Gymnasium: 44 Prozent unentschlossen
Die Experten der Bertelsmann Stiftung sehen vor allem an den Gymnasien Nachbesserungsbedarf. Denn 44 Prozent der Gymnasiasten und Gymnasiastinnen seien unentschlossen, ob sie nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen wollen. Sie bräuchten insgesamt mehr Beratung und Unterstützung und sollten nicht nur besser über Studienwege, sondern auch über Ausbildungsberufe informiert werden, um für sich eine passende Entscheidung treffen zu können. Dabei gehe es nicht um mehr Informationen, sondern um persönliche, individuelle Begleitung.
Über alle Schularten hinweg ist eine Berufsausbildung bei der Schülerschaft jedoch generell nach wie vor beliebt: 45 Prozent streben sie an, ein weiteres Drittel kann sie sich zumindest vorstellen. Doch Verbesserungspotenzial sehen die jungen Menschen nicht nur bei der Berufsorientierung. So ist etwa jeder zweite von ihnen der Ansicht, dass sich die Politik für Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bislang eher wenig oder gar nicht engagiert habe. Konkret erhoffen sich die Befragten vom Staat am meisten günstigen Wohnraum während der Ausbildung sowie finanzielle Hilfen bei einem Umzug. Auch bei Fahrtkosten-Zuschüssen sowie individuellen Unterstützungsangeboten bei Problemen in der Ausbildung könnte die Politik ihrer Meinung nach mehr tun.