Unternehmensnachfolge will gelernt sein
Die wichtigsten Schritte im Überblick bei einem Kurzseminar der Handwerkskammer
20. August 2004 | Die Übergabe eines Betriebes ist ein komplexes Thema, auf das man sich nicht früh genug vorbereiten kann. Je nach Ausgangssituation kann das mehrere Monate, manchmal sogar mehrere Jahre dauern. Firmeninhaber und Existenzgründer, die einen Betrieb übergeben beziehungsweise übernehmen wollen, können sich in einem Kurzseminar der Handwerkskammer zu Leipzig an zwei Abenden einen Überblick über die wichtigsten Schritte verschaffen.
"Es geht uns in erster Linie darum, die Teilnehmer für die Vielschichtigkeit der Nachfolge zu sensibilisieren", erklärt Sigrid Zimmermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer. Psychologische Aspekte, rechtliche und steuerliche Fragen, die Bewertung des Unternehmens, die Festsetzung des Kaufpreises, die Finanzierung müssen in einer unternehmensspezifischen Strategie zusammenfließen.
"Die Interessen des Übergebers und des Übernehmers auf einen gemeinsamen Weg zu bringen, ist meist das Schwierigste am Projekt Nachfolge", weiß Jens Krause, Betriebsberater der Handwerkskammer. Er und seine Kollegen sind neutrale Ansprechpartner bei der Nachfolge und sollten generell der erste Anlaufpunkt für jeden Übergabe- und Übernahmewilligen sein.
Das Handwerk braucht Übernehmer und Existenzgründer: Bis 2012 gehen die Chefs von circa 10.000 der insgesamt 50.000 Handwerksbetriebe in Sachsen in den Ruhestand, davon allein im Regierungsbezirk Leipzig rund 2.500. "Das eröffnet Chancen für engagierte Gründer, die die Übernahme als Alternative zur ,klassischen Existenzgründung’ in Erwägung ziehen", meint Sigrid Zimmermann.
Das Kurzseminar ist ein weiterer Baustein der "Nachfolgeoffensive Handwerk", die im Jahr 2000 von der Handwerkskammer gestartet wurde, um die Auflösung der Betriebe und damit den Verlust von Arbeitsplätzen zu verhindern. In zahlreichen Veranstaltungen informierten sich mehr als 500 Handwerker über die theoretischen Grundlagen für die Betriebsnachfolge. Parallel zu den Gruppenveranstaltungen arbeiteten in einem Coaching-Projekt die Betriebsberater mit Unternehmern und potenziellen Nachfolgern optimale betriebsspezifische Nachfolgelösungen aus. Circa 30 Unternehmer und Existenzgründer sind auf diese Weise individuell qualifiziert worden.
"Der Bedarf jedoch reißt angesichts der demografischen Entwicklung nicht ab", so die Hauptgeschäftsführerin. Ein weiteres Pilotprojekt der Handwerkskammer startete im Sommersemester 2004 gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig: In einem Seminar machten sich 15 Studenten unterschiedlicher Fachbereiche mit der Unternehmensnachfolge vertraut. Praxisnaher kann ein Seminar kaum sein: Als Dozenten fungierten neben Betriebsberatern der Kammer auch Unternehmer, die bereits erfolgreich übernommen hatten.
Das Kurzseminar "Hinweise und Tipps zur Unternehmensnachfolge" findet am 5. und 12. Oktober, jeweils von 17 bis 20.15 Uhr, im Haus des Handwerks Leipzig statt. Interessenten können sich bei Katrin Haschke anmelden, Telefon 0341 2188-234, weiterbildung.bb@hwk-leipzig.de.
