Meisterjahrgang 2022/2023Vincent Fischer

Konditormeister aus Borsdorf

Meisterjahrgang 2023: Konditormeister Vincent Fischer
Anika Dollmeyer

Gibt es einen anderen Traumberuf als den des Konditors, den Sie als Kind ergreifen wollten?
Wie viele andere Jungen wollte ich eigentlich unbedingt Polizist werden und mit Blaulicht Verbrecher jagen. Aber meine Berufung war dann doch eine ganz andere. Ich stamme aus einer Konditorenfamilie. Seit mehr als 100 Jahren führen wir das Leipziger Café Corso und können deshalb auf unsere Fahnen schreiben, die Leipziger Kaffeehauskultur und die Konditoreitradition in der Messestadt mitgeprägt zu haben. Baumkuchen, Pralinen, Petit Fours, Leipziger Lerchen und der unvergleichliche Duft der Backstube haben mich deshalb schon früh geprägt. Ich habe die Familientradition aufgesogen und irgendwann für mich entschieden, dass ich das Erbe meiner Vorfahren bewahren möchte. Erst habe ich regelmäßig in der Produktion mitgeholfen und nach der Schule dann die Lehre begonnen. Aber die habe ich natürlich nicht in Leipzig gemacht. Hier kannte ich alles schon aus dem Effeff. Zur Ausbildung bin ich nach Bremen gegangen und habe in einer ebenfalls familiengeführten Konditorei über den Tellerrand des elterlichen Unternehmens hinaus geschaut. Kleine Randnotiz: Meine Mutter hat mich in der Lehre fast täglich angerufen, damit ich morgens nicht verschlafe. Hat meistens auch geklappt.

Warum sollten junge Leute Konditorin oder Konditor werden und nicht lieber Bankkaufleute oder so?
Es ist vielleicht kein Beruf für jeden. Aber junge, kreative Genussmenschen, die gern mit anderen in Kontakt kommen, sollten schon mal genauer hinschauen. In meinem Handwerk haben sie vielleicht die Möglichkeit, den Traumjob zu finden, der sie erfüllt. Man kann neue Produkte kreieren, individuell auf Kundenwünsche eingehen und eine unglaubliche Bandbreite an erlesenen Köstlichkeiten herstellen. Es macht einen einfach zufrieden, wenn man die glücklichen Gesichter von Kunden sieht, deren Geburtstagsfeier oder Hochzeit man mit seiner Handwerkskunst versüßen darf. Ganz allgemein ist auch das angenehme Arbeitsklima im Handwerk für junge Leute ein Pluspunkt. Hier erlebt man Kollegialität, familiären Zusammenhalt und kann sich schnell einbringen. Wer also nicht als kleines Rädchen in einem anonymen Großkonzern enden möchte, sondern lieber schnell etwas bewegen will, der ist im Handwerk gut aufgehoben. Um ganz ehrlich zu sein, muss man für das Konditorenhandwerk aber auch erwähnen, dass das frühe Aufstehen nicht jedem leicht fällt und dass manche Tage – etwa kurz vor dem Schulanfang – mit einigem Stress verbunden sind. Aber wenn man dann eine handgefertigte Praline im Mund zergehen lässt, setzt das im Gehirn genügend Dopamin und Endorphine frei, um auch mit solchen Phasen fertigzuwerden.
 

Welche Tipps haben Sie für jemanden, der darüber nachdenkt, eine Meisterausbildung zu absolvieren?
Wenn man sein Handwerk mit Leidenschaft ausübt, sollte man den Weg auf jeden Fall gehen. Der Meister ist das Qualitätssiegel des Handwerks und eine besondere Auszeichnung, die die Qualität unserer Arbeit betont. Als Meisterin oder Meister wird man außerdem dazu befähigt, das Handwerk zu bewahren und seine Kunst weiterzugeben. Nur so bleibt der Wirtschaftsbereich stark, lebendig und vielfältig. Aber auch für Leute, denen idealistische Ziele nicht so wichtig sind und die ihr Handwerk eher als reinen Broterwerb betrachten, zahlt sich die Mühe der Meisterfortbildung aus. Eine höhere Qualifikation bedeutet schließlich auch ein besseres Gehalt.

Wie hat sich Ihre berufliche Laufbahn nach dem Meisterabschluss entwickelt?
Mit Bestehen aller Prüfungen habe ich nach kurzer Einarbeitungszeit die Rolle des Produktionsleiters übernommen. Es gefällt mir, dass ich jetzt viele eigene Akzente setzen kann und an entscheidender Stelle dazu beitrage, dass unsere Kundschaft auch in Zukunft traditionell hergestellte Produkte von höchster Qualität genießen darf.

Meisterjahrgang 2023: Konditormeister Vincent Fischer
Anika Dollmeyer

Ich bin außerdem zuversichtlich, dass ich mich in den nächsten Jahren erfolgreich auf die verantwortungsvolle Rolle des Firmennachfolgers vorbereiten kann und dann das Familienunternehmen Café Corso in vierter Generation führen darf. Bis dahin gilt es aber, noch viel von meinen Vorgängern zu lernen.

Gibt es Personen, denen Sie für die Hilfe während des Projekts Meistertitel besonders dankbar sind?
Von der Lehre bis zum Meistertitel haben mich viele Leute begeleitet und vorangebracht. Ein besonderer Dank gebührt aber meinen Eltern, insbesondere meiner Mutter, die mir zum Beispiel mit der Beschaffung von edlen Rohstoffen in der Prüfungsphase den Rücken freigehalten hat


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