25-jähriges MeisterjubiläumTobias Rothe

Feinwerkmechanikermeister aus Leipzig

Ja zum Meister.

Wie kamen Sie zu Ihrer Berufsentscheidung?
Als Kind wollte ich Hubschraubercowboy in Australien werden, habe mich dann aber für eine Lehre als Feinmechaniker entschieden. Das war eher möglich und lag auch in der Familie – ich bin die dritte Generation.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?
Das Schönste ist für mich, abends oder am Wochenende eine komplexe technische Lösung auszuknobeln und später das Ergebnis in der Hand zu halten. Rothe Feinmechanik steht für fachliche Kompetenz, Flexibilität, Präzision und vor allem für Kreativität in der Umsetzung von Kundenwünschen. Manchmal gibt es eine Zeichnung vom gewünschten Bauteil oder wir bekommen ein defektes Teil als Vorlage. Oft entsteht erst gemeinsam im Gespräch mit dem Kunde die Vorstellung von dem, was konkret gebraucht wird. Dann entwickeln wir die spezifische Lösung.

Wofür steht ein Handwerksmeister?
Freude an der Arbeit, Fleiß, Willensstärke, positive Weltsicht, Lösungen schaffen – wie ein Star-Trek-Captain.

Sie können auf eine 25-jährige Meisterlaufbahn zurückblicken. Auf welche berufliche Leistung sind Sie besonders stolz?
Da gibt es Einiges, beispielsweise die Fertigung von extrem genauen Heizplättchen für einen Corona- Schnelltest – dafür benötigte ich 19 verschiedene Fertigungsvarianten – oder die Anfertigung zweier Brillenscharniere aus Vollgold oder tolle Formen für Carbonfahrradteile, welche hier in Leipzig gefertigt werden. Generell natürlich auf die Entwicklung meines Unternehmens. 1999 schloss ich meine Meisterprüfung recht gut ab. Jahrgangsbester steht auf der Urkunde. 2003 habe ich den Betrieb ganz klein übernommen, in welchem ich schon lernte. 2009 haben wir mit allen Mitarbeitern am heutigen Standort neu gebaut und seitdem immer weiter in Maschinen und neue Technologien investiert. Wenn man nicht überall mal Meilensteine sammelt, kann man irgendwann zu einer beruflichen Professionalität finden, welche es dann ganz einfach macht – bei allen Fehlern, welche mir auch passieren. Es sind schon mehr Meister von der Leiter gefallen, als vom Himmel. Ich auch, aus sieben Metern.

Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?
Der Wandel zur Freizeitgesellschaft. Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich und gleichzeitig extremer Fachkräftemangel lassen mich an einer positiven Zukunft zweifeln. Niemand will das Wissen der Älteren, die Erfahrungen. Das googelt man lieber fix. Aber es gibt auch Herausforderungen, welche sich nicht mit einem „Mobile Device“ per Daumen lösen lassen – auch unsere Muttersprache tritt in den Hintergrund. Ich habe bisher 13 junge Menschen ausgebildet. Jetzt fehlen Interessenten, die mein Wissen aufsaugen wollen. Das Problem sind nicht nur schwache Schulleistungen. Der Wille fehlt, das Hungrige, sich den Erfolg zu erarbeiten. Jeder mit einer 3 in Mathe ist heute zu Höherem berufen. Nur ohne Handwerk kann man weder wohnen noch seiner höheren Arbeit nachgehen. Sehr viele studierte Jobs wurden für diese Vielzahl erst erfunden und geschaffen. Nehmen Sie die ganze Regelwut, die Zertifizierungen, die ganze Lobby der Selbstbediener. Die schaffen nicht wirklich etwas zum Anfassen.

Welche Themen sollten die Politik Ihrer Meinung nach unbedingt anpacken?
Es wäre sinnvoll, wenn nicht fast alle im Bundestag Juristen wären. Einen Malermeister aus Gablenz empfinde ich jedoch auch nicht zielführend. Kritik ist immer das Einfachste. Es besser zu machen darum geht‘s. Wir brauchen schlanke pragmatische Lösungen für die drängendsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Stattdessen haben wir alles zerquatscht und die falschen Kämpfe gefochten. Gendern beispielsweise bringt die Leute auf, uns aber keine Lösungen. Nehmen wir einfach 200 Jahre das generische Femininum und gut. Warum kaufen die meisten Menschen alle zwei bis drei Jahre neue Autos, Fitnessarmbänder, Handys und so weiter? Aber wenn es mal um die 30, 40 Jahre alte Heizung im Keller geht, drehen sie frei. Wir haben Kinder und für diese Verantwortung. Wir müssen die Schöpfung bewahren und nicht viermal in den Urlaub fliegen. Wir sollten fragen, was wir für unsere Gesellschaft tun können, nicht andersrum. Wir sollten über den Tellerrand schauen. 7,5 Milliarden Menschen hätten gern unsere Probleme und wir ningeln an allem herum. Der 4. Mai war für Deutschland Weltüberlastungstag. Wir leben also ganz weit über unsere Verhältnisse und schlachten die Sparschweine unserer Enkel. Streben wir lieber nach ausgeglichenen Haushalten – in möglichst allen Bereichen. Auf Pump ist großer Mist. Ich betreibe Nachhaltigkeit durch Langzeitnutzung.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Welche? Ich bin Lektor und Kirchenvorstand in der Apostelkirchgemeinde, Vorstand im Gartenverein, und letztes Jahr hat mich unser Sohn zur Imkerei gebracht. Man lernt ja nie aus. Immer flexibel im Kopf bleiben, bei greifbaren Werten.


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