Meisterjahrgang 2022/2023Stephan Oertelt

Dachdeckermeister aus Watzschwitz

Meisterjahrgang 2023: Dachdeckermeister Stephan Oertelt

Warum sind Sie Dachdecker geworden?
Weil ich praktisch veranlagt bin und auch kein Problem mit körperlicher Arbeit habe, wollte ich unbedingt mit meinen Händen arbeiten. Und als ich endlich von der Schule ins Berufsleben wechseln konnte, hatte ich das Glück, dass sich ein freier Ausbildungsplatz im Dachdeckerhandwerk anbot. Das schien mir eine sinnvolle Wahl zu sein. Der Beruf schien abwechslungsreich, man konnte an der frischen Luft arbeiten und eine ganz ordentliche Ausbildungsvergütung gab es obendrauf.

Und dann haben Sie den Beruf lieben gelernt und es bis zum Meister und zur eigenen Firma gebracht?
Lieben vielleicht nicht ganz, aber die Arbeit hat mich auf jeden Fall begeistert. Kein Tag war wie der andere, es gab viele schöne Herausforderungen und ich konnte etwas Nützliches schaffen. Dadurch kam niemals ein Zweifel an meiner Berufswahl auf. Mit der Zeit habe ich dann bei Sanierungen, Neu- oder Umbauten dazugelernt und davon geträumt, wie es wäre, selbst einen Dachdeckerbetrieb zu führen. Nur noch Projekte zu realisieren, die mir Spaß machen und mir selbst das Gehalt auszahlen. Anfang 2021, mitten in der Pandemie, habe ich gedacht: Entweder du machst das jetzt oder es wird nie was. Also bin ich zur Meisterschule gegangen, habe mich durchgeackert und bin nun selbstständiger Dachdeckermeister. Das macht mich stolz. Mittlerweile habe ich bereits zwei Angestellte im Unternehmen und plane, unser dynamisches Team noch zu erweitern.

Was würden Sie anderen Fachleuten raten, die überlegen, ein Unternehmen zu gründen?
Wenn man fit in seinem Gewerk ist und einen Drang zur Selbstständigkeit spürt, sollte man es einfach versuchen. Nicht zu lange darüber nachgrübeln, was alles schief gehen könnte. Angst und Befürchtung sind schlechte Ratgeber. Das gilt für die Gründungsphase einer Firma genau wie im restlichen Leben. Sollte man scheitern, hat man es wenigstens versucht und Erfahrungen gesammelt. Ich bin jedenfalls froh, dass ich die Herausforderung angenommen habe und es schon bis hierhin geschafft habe.

Wer hat Sie während der Meisterschule und der Unternehmensgründung unterstützt?
Meine Lebensgefährtin stand immer voll hinter mir. Das hat mich motiviert. Auch die erstklassigen Ausbilder und Dozenten in der Meisterschule haben gute Arbeit geleistet. Alle kamen aus der Praxis und wussten deshalb, worauf es ankommt. Wenn ich die Kenntnisse aus den Kursmodulen jetzt gut anwende und als Geschäftsführer bei meinen Entscheidungen kein Pech habe, kann sich mein junges Unternehmen mit Sicherheit etablieren.

Welche Rahmenbedingungen braucht das Handwerk, damit es erfolgreich bleiben kann?
Im Handwerk wird viel für unsere Gesellschaft geleistet und es werden echte Werte geschaffen. Viele Berufe sind sehr anspruchsvoll. Leider sind manche Industrie- und Bürojobs trotzdem besser bezahlt. Dadurch haben wir ein Attraktivitätsproblem und manche Gesellen wandern ab. Die Lohnentwicklungen der letzten Jahrzehnte lassen sich zwar nicht über Nacht korrigieren, trotzdem muss sich etwas am Lohngefüge ändern, damit sich genügend Leute für die wichtigen Handwerksjobs interessieren.


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