Meisterjahrgang 2022/2023Nico Partschefeld

Elektrotechnikermeister aus Doberschütz

Meisterjahrgang 2023: Elektrotechnikermeister Nico Partschefeld
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Was wollten Sie als Kind werden und wie sind Sie dann zum Elektrohandwerk gekommen?
Bei den Berufswünschen war fast alles dabei vom Stuntman über Baggerfahrer bis zum Zoodirektor. Das wechselte regelmäßig. Als es später aufs Abitur zuging, musste ich mich realistisch mit der Berufswahl beschäftigen. Damals war die Lage auf dem Lehrstellenmarkt aber noch anders. Während die Unternehmen heute die Schulabgänger umwerben müssen, gab es damals viel mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Man musste deshalb kompromissbereit sein und durfte nicht auf den Traumberuf hoffen. Eine falsche Berufswahl war aber auch katastrophal, denn eine abgebrochene Lehre war ein großer Schandfleck auf dem Lebenslauf. Viele Betriebe sortierten derlei Bewerber sofort aus. Aber ich hatte etwas Glück und konnte mich bei einem Schülerpraktikum ausprobieren. Beide Seiten waren sich sympathisch. Also startete ich nach der Wehrzeit – die gab es damals nämlich auch noch – in die Lehre als Informationselektroniker.

Warum haben Sie sich erst relativ spät für die Fortbildung zum Meister entschieden?
Als Lehrling und später als Geselle habe ich bei ungezählten Projekten und auf diversen Baustellen zunächst Erfahrungen gesammelt. Später bin ich in den Bereich der Netzersatzanlagen gewechselt und habe mich dort Schritt für Schritt bis zum Werkstattleiter hochgearbeitet – auch ohne Meistertitel. Sicher waren zeitweise auch private Interessen relevanter als eine stressige Fortbildung. Kurzum: Ich war ganz zufrieden und deshalb hat mir der letzte innere Impuls gefehlt, den Meister in Angriff zu nehmen. Dieser Impuls kam 2018 von außen, als der technische Betriebsleiter in meinem Unternehmen kündigte. Grundsätzlich war ich zwar bereit, diese Stelle auszufüllen, allerdings war dafür ein Technikeroder Meisterabschluss notwendig. Also habe ich als „Methusalem“ in der Meisterklasse gemeinsam mit vielen Jüngeren noch einmal die Schulbank gedrückt. Das war keine ganz einfache Zeit, zumal ich mich im Unternehmen bereits in Aufgabenbereiche eingearbeitet habe und dienstags, donnerstags sowie samstags noch in den Meisterkursen saß. Aber ich gehöre ja noch lange nicht zum „alten Eisen“ und habe mit diszipliniertem Lernen alles geschafft. Wenn ich doch mal Zweifel hatte, konnte ich mich auf den tollen Rückhalt durch meine Eltern, meinen Bruder, viele Leute aus der Firma und durch die Frau an meiner Seite verlassen.

Was hat Ihnen der Abschluss bis jetzt gebracht?
Eine ganz neue Herausforderung. Ich habe mich doch noch zu einem Arbeitgeberwechsel entschlossen. Für mich bot sich die einmalige Gelegenheit, in einem renommierten Leipziger Unternehmen einzusteigen und dort als Abteilungsleiter den Firmenbereich „Netzersatz“ aufzubauen. Das hat mich enorm gereizt, ist aber natürlich mit viel Arbeit verbunden. Aber ich habe es nicht anders gewollt. Darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass mein Ansehen im Berufsumfeld gestiegen ist. Kunden und Zulieferer begegnen Fachleuten mit Meistertitel doch mit etwas mehr Respekt und nehmen fachliche Hinweise ernster.

Welche Aspekte Ihres Berufs bereiten die größte Freude und welche stellen eine Herausforderung dar?
Freude und Herausforderung liegen bei mir nah beisammen. Im Bereich der Netzersatzanlagen, auf den ich mich spezialisiert habe, geht es darum, eine kontinuierliche und zuverlässige Stromversorgung sicherzustellen, damit wichtige Prozesse, Geräte oder Systeme auch bei Stromausfällen weiterlaufen. Oft weiß man am Morgen nicht, was einem über den Tag hinweg an Anforderungen begegnet und dann darf man im Ernstfall keine Zeit verlieren. Aber ich empfinde diesen Stress als positiv. Wenn man eine ausgefallene Anlage, zum Beispiel in einem Krankenhaus oder einem Rechenzentrum mitten in der Nacht wieder zum laufen bekommt, fühlt man sich gut.

Was definiert für Sie eine erstklassige Meisterin bzw. einen erstklassigen Meister in ihrem Beruf?
Ruhe, Besonnenheit, lösungsorientiertes Handelnund eine gute Vernetzung. Das würde ich aber nicht nur auf Meister, sondern auch auf Fachleute jeglicher Art beziehen.

Welche Themen sollten in Deutschland angepackt werden, damit das Handwerk gut aufgestellt bleibt?
Wenn jemand vor 50 Jahren einen Handwerksberuf erlernt hat, dachten die Leute „Chapeau! Das ist jemand vom Fach und der hat was auf dem Kasten.“ Dieser Respekt ist in der Gesellschaft verloren gegangen. Aber Facharbeiter und Gesellinnen sind für den Standort Deutschland ebenso wichtig wie Programmierer, BWL-Profis und Ärztinnen. Das müssen wir als Handwerk immer wieder betonen und uns das gute Ansehen für die Macher und Praktikerinnen zurückverdienen.


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