Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig
www.foto-zentrum-leipzig.de

Archivbeitrag | Newsletter 2020Neustart mit Maske im Bildungszentrum

Verwaiste Werkstätten in den Bildungsstätten des Handwerks, leere Berufsschulen in Sachsen, Unsicherheit bei Lehrlingen, Aufstiegswilligen und Lehrkräften. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie ist der Präsenzbildungsbetrieb in Deutschland und im Freistaat Sachsen zeitweise zum Erliegen gekommen. Säulen der beruflichen Aus- und Weiterbildung sind temporär weggefallen. Auch das Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer zu Leipzig wurde in den nachträglichen Winterschlaf gezwungen. Doch mittlerweile wird umgesteuert. Seit Bund und Länder Mitte April sich auf die schrittweise die Reduzierung der pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens geeinigt haben, nimmt auch der Bildungssektor wieder Fahrt auf.
 

Langer Weg bis zum "Normalbetrieb"

Das BTZ der Handwerkskammer kann wieder seinen Beitrag im Wirtschafts- und Bildungssystem zur Fachkräftesicherung der Unternehmen leisten, für den es als eines von 600 Zentren in Deutschland geschaffen wurde. Die Wiederaufnahme des Lehrbetriebs und der anstehenden Prüfungen hat Lehrkräfte und BTZ-Personal vor große Herausforderungen – sowohl organisatorisch, personell und nicht zuletzt finanziell – gestellt. Denn auch wenn die Marschrichtung klar ist, wird für einen längeren Zeitraum kein "Normalbetrieb" wie vor der Coronakrise möglich sein. Selbst einfache Abläufe, wie Imbissversorgung, Pausenzeiten, Einlass und Wegeführung mussten für einen störungsfreien Betrieb neu geregelt werden. Aber mit Rücksicht und noch mehr Engagement sind sich alle Beteiligten sicher, wird es funktionieren.

Anfang Mai sind zunächst Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Gesellen- und Abschlussprüfungen gestartet. Die angehenden Fachkräfte waren damit die ersten, die unter besonderen hygienischen Auflagen wieder in Lehrwerkstätten und Seminarräume einziehen konnten. Natürlich ist Mund-Nase-Schutz und Abstand für die Lehrlinge und Ausbilder angesagt.

Dass der Bildungshunger überhaupt wieder gestillt werden kann und der kurzfristige Nachschub an Gesellen für das regionale Handwerk gesichert bleibt, ist auch das Ergebnis der politischen Bemühungen seitens der Handwerkskammern. Die guten Hygienekonzepte und Argumente der Bildungseinrichtungen haben dazu beigetragen, dass das Land Sachsen eine teilweise Öffnung der Bildungszentren in den beschlossenen Verordnungen und Verfügungen berücksichtigt hat.
 

Alle Gesellen- und Abschlussprüfungen vor Ende August geplant

"Wir sind froh, dass wir endlich wieder loslegen können. Aber es ist uns schmerzlich bewusst, dass wir aufgrund der besonderen Situation nun stetig Aufgaben- und Ressourcenpriorisierungen vornehmen müssen und bei jeder Lockerung von amtlicher Seite zu Nachjustierungen gezwungen sein werden", sagt Volker Lux, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig. Dabei werde nicht immer alles reibungslos ablaufen, weil man schließlich im laufenden Prozess lernen müsse und es dabei auch zu Rückschlägen kommen könne. "Vielleicht kann es vorkommen, dass Einladungen zu Kursen kurzfristiger erfolgen als gewohnt oder dass Termine ad hoc umgeplant werden müssen. Dafür gibt es angesichts der Lage aber Verständnis", so Lux.

Priorität haben zunächst natürlich die hoheitlichen Ziele der Aus- und Fortbildung. Daher liegt der Fokus zunächst auf Kurse mit Relevanz für Gesellen- und Abschlussprüfungen im Rahmen der Erstausbildung sowie auf den dazugehörigen überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen. Obwohl ein großer Berg an ausgefallenen Terminen abgebaut werden muss, wird angestrebt, unter allen Umständen eine Verschiebung der Gesellen- und Abschlussprüfungen über den August hinaus zu vermeiden. Damit soll sichergestellt werden, dass im September der neue Facharbeiternachwuchs in den Betrieben zur Verfügung steht und Plätze für neue Lehrlinge in den Betrieben frei werden. Erste Abschlussprüfungen wurden bereits abgenommen.
 

ÜLU: Lehrgänge können verkürzt werden

Lehrgänge der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, welche relevant für die Prüfungen sind, werden ebenfalls seit Anfang Mai durchgeführt. Die Auszubildenden erhalten während der ÜLU bekanntermaßen die Möglichkeit, ihre Kenntnisse zu festigen und auch Kenntnisse zu erlangen, die der Ausbildungsbetrieb nicht ermöglichen kann. Lehrgänge, die unterbrochen werden mussten beziehungsweise durch die BTZ-Schließung ausgefallen sind, werden zügig nachgeholt und die Beteiligten individuell informiert.

Die Lehrgänge, welche für Mai geplant waren, sind zum Teil ebenfalls angelaufen. Das wird einerseits dadurch ermöglicht, dass Lehrgänge der Meisterschule und andere Weiterbildungsaktivitäten zunächst noch nicht durchgeführt werden durften und damit mehr Kapazitäten zur Verfügung standen.

Andererseits hat der Gesetzgeber die Vorgaben der Lehrgangsdurchführung für Prüflinge gelockert. Bisher vorgegebene 40 Lehrgangsstunden können auf minimal 24 Lehrgangsstunden reduziert werden. Um die vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen, wird außerdem über altbewährte Lehrgangsmodelle nachgedacht – etwa verkürzte Lehrgänge im Schichtbetrieb. So könnte die doppelte Lehrlingsanzahl an einem Tag einen Lehrgang besuchen.

Zudem loten die Bildungsexperten im BTZ aus, welche neuen Lehrgangsmodelle – etwa in Zusammenarbeit mit Berufsschulen und Innungen umsetzbar und zielführend sind.
 

Mund-Nase-Bedeckung als Eintrittskarte für das BTZ

Die moderne Ausstattung des BTZ spielt den hohen hygienischen Anforderungen in die Hände. Werkstätten und Unterrichtsräume sind durchschnittlich nur mit zwölf Arbeitsplätzen ausgestattet und bieten somit einerseits exzellente Lernbedingungen aber auch gute Möglichkeiten zur Umsetzung der Auflagen. In jeder Werkstatt befinden sich Waschbecken und Desinfektionsmittel. Selbstverständlich werden alle Mitarbeiter, Ausbilder, Dozenten und Prüfer der Handwerkskammer zu Leipzig zu den Hygienevorgaben geschult. Eintrittskarte für das Betreten des BTZ ist das Aufsetzen einer Mund-Nase-Bedeckung, die nun zur Arbeitsbekleidung zählt und von Lehrgangsteilnehmern mitzubringen ist. Sollte jemand seine Maske vergessen haben, wird eine gestellt.
 

Wie geht es für Meisterschüler und andere Aufstiegswillige weiter?

Dafür, wie es nach der "Wiedereröffnung" im BTZ weitergeht, wurden diverse Szenarien durchgespielt. Neben ÜLU und Prüfungen dürfen schließlich auch die anderen Tätigkeitsfelder nicht außer Acht gelassen werden. Das Handwerk ist schließlich auf Fachleute mit zeitgemäßer Qualifikation angewiesen.

Lehrgänge, die auf den Meistertitel sowie auf die nach Handwerksordnung und Berufsbildungsgesetz geregelten Fortbildungsabschlüsse hinführen folgen deshalb an zweiter Stelle beim Wiederanfahren nach dem Lockdown.

"Aber wir sind noch dabei, uns gründlich neu zu sortieren. Die Schockwellen der Pandemie haben auch Handwerkskammer und BTZ stark getroffen. Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit und Verträge mit Dozenten gelöst werden", kommentiert Volker Lux die Ereignisse der vergangenen Wochen. Auch von einer Vollauslastung der Lehrwerkstätten könne nicht ausgegangen werden. Da Bund, Land und EU Lehrgänge im hoheitlichen Bereich pro Teilnehmer bezuschussen, gehen viele Kalkulation nicht mehr auf. "Die zirka 800 verfügbaren Plätze werden wir aufgrund der notwenigen Umstrukturierungen nicht vollständig besetzen können und haben deshalb Unterstützungsbedarf für ausgefallene Maßnahmen beim Land Sachsen und beim Bund signalisiert", sagt Lux.

Corona-Hotline: 0341 2188-300

Die Handwerkskammer hat eine Hotline für betroffene Betriebe geschaltet. Da uns eine Vielzahl telefonischer Anfragen rund um die Bewältigung der Coronakrise erreicht, können uns Ihr Anliegen gern per E-Mail übermitteln. Wir werden uns umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen.

 Kontaktformular zur Coronakrise
 

"Coronavirus: Informationsseite für Betriebe"
 



weigelt-claudia-web2023 Marco Kitzing

Claudia Weigelt

Leiterin Bildungsakademie Handwerk

Steinweg 3

04451 Borsdorf

Tel. 034291 30-126

Fax 034291 30-25126

weigelt.c--at--hwk-leipzig.de