Meisterjahrgang 2022/2023Martin Liebing

Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister aus Colditz

Meisterjahrgang 2023: Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Martin Liebing
privat

Das wollte ich als Kind werden: Holzfäller.

Und dann sind Sie Fliesen-, Platten- und Mosaikleger geworden. Wie kam es dazu?
Zum Glück bekommen die meisten mit der Zeit einen realistischeren Blick auf die kindlichen Traumjobs. Sonst wäre die Welt voller Prinzessinnen, Astronauten oder YouTuber. Jedenfalls musste ich mir im letzten Schuljahr den Kopf zerbrechen, wie es weitergehen soll. Obwohl ich kaum handwerkliche Vorerfahrungen hatte, schien mir eine Handwerkslehre eine solide Perspektive zu sein. Nach einigen Bewerbungen in verschiedenen Berufen klappte es mit dem Berufseinstieg als Fliesenlegerazubi.

Und dann haben Sie den Beruf lieben gelernt?
Nee. Zunächst einmal, war die Lehre mein Sprungbrett ins Berufsleben. Der absolute Traumjob war es am Anfang nicht unbedingt. Aber damals war es viel wichtiger als heute, erst einmal eine Ausbildung abzuschließen. Das hatte auch für mich Priorität. Mit zunehmenden Fertigkeiten und steigender Erfahrung machte die Arbeit aber immer mehr Spaß. Es hat mir gefallen, dass ich tristen Oberflächen eine tolle Optik verpassen konnte und vor allem Eigenheim- und Wohnungsbesitzer oft von den Resultaten begeistert waren. Das hat mich motiviert. Und weil immer weniger Leute ein Handwerk ausüben wollten, sah ich gute Zukunftsperspektiven. Bereut habe ich die Berufswahl jedenfalls nie.

Hätten Sie „den Meister“ auch gemacht, wenn er im Fliesenlegerhandwerk freiwillig geblieben wäre?
Der zeitweise Wegfall der Meisterpflicht Mitte der 2000er-Jahre hat meinem Handwerk enorm geschadet. Es wurde kaum noch ausgebildet und einige Solounternehmer lieferten – zum Teil sogar ohne Gesellenausbildung– Pfusch zu Dumpingpreisen ab. Die Kunden hatten das Nachsehen. Wenn sie reklamieren wollten, waren die Betriebe schon gar nicht mehr am Markt und sie mussten selbst für Nachbesserungsarbeiten zahlen. Das war nicht schön. Aber vielleicht hätte ich ohne die Wiedereinführung der Meisterpflicht den zusätzlichen Aufwand für die Fortbildung ebenfalls gescheut und mein Unternehmen als Geselle gegründet. Jetzt bin ich aber froh, dass ich den Meisterkurs absolviert und ein gutes Rüstzeug erhalten habe. Vor allem die Aufgaben außerhalb der Baustellen kann ich dadurch besser bewältigen.

Wie geht es nach dem Abschluss für Sie weiter?
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Meisterprüfung habe ich ein Gewerbe angemeldet und habe mittlerweile einen Vollzeitangestellten. So kann ich auch größere Aufträge in kurzer Zeit bewältigen. Wenn es weiter gut läuft und ich den Laden gut manage, werde ich auch ausbilden und so einen Beitrag zur Qualitäts- und Nachwuchssicherung leisten. Erstmal will ich aber mit erstklassigem Service einen zufriedenen Kundenstamm aufbauen, ein belastbares Netzwerk zu Geschäftspartnern knüpfen und mit Ausgabendisziplin für finanzielle Stabilität sorgen. Je nachdem, wie sich die Branchentrends entwickeln, bietet sich für mich vielleicht auch die Möglichkeit um mich auf eine Marktnische zu spezialisieren. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.


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