Handwerk leidet besonders unter Energiekrise

Einige Jahre überflügelte die Entwicklung des Handwerks die gesamtwirtschaftliche Konjunktur. Nun sind die Umsätze zurückgegangen. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sieht gestiegene Zinsen, Energie- und Rohstoffpreise als maßgebliche Belastungsfaktoren. Die Lage beginnt sich jedoch wieder aufzuhellen. Der Fachkräftemangel dürfte aber in den kommenden Jahren eine große Herausforderung bleiben.

Handwerker verlegt Fliesen. Bild: stock.adobe.com / Liubomir
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Problematische Entwicklung / Besserung nach 2023 erwartet

Die Umsätze des deutschen Handwerks stiegen ab Mitte des vergangenen Jahrzehnts zunächst stärker als die der Gesamtwirtschaft. Doch nach der Coronakrise ist die konjunkturelle Entwicklung des Wirtschaftsbereichs unter Druck geraten. Vor allem gestiegene Zinsen sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise belasten die Unternehmen. Die realen Umsätze des deutschen Handwerks lagen 2021 und 2022 um jeweils rund 10 Prozentpunkte unter denen der Gesamtwirtschaft. Auch die Erwerbstätigkeit entwickelte sich schlechter.

Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Handwerksbericht des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. In diesem Jahr dürfte sich die Lage etwas entspannen, über 2023 hinaus ist dann wieder eine etwas positivere reale Entwicklung des Handwerks zu erwarten. Der Fachkräftemangel bleibt dann allerdings eine große Herausforderung.
 

 
Das Wichtigste in Kürze:

In den Jahren 2021 und 2022 sind die nominalen Umsätze des deutschen Handwerks weniger stark gestiegen als die der Gesamtwirtschaft. Real schnitt das Handwerk sogar um jeweils rund 10 Prozentpunkte schlechter ab, wobei die einzelnen Handwerksgruppen unterschiedlich stark betroffen waren. Im Jahr 2020 hatte das Handwerk seine Umsätze real noch um 2,1 Prozent steigern können, womit es um knapp 5 Prozentpunkte besser abgeschnitten hatte als die Gesamtwirtschaft.
 
Auch die Erwerbstätigkeit blieb im Handwerk hinter der Gesamtwirtschaft zurück. In den Jahren 2020 bis 2022 stieg sie gesamtwirtschaftlich um 0,6 Prozent leicht an, während sie im Handwerk um 2,3 Prozent zurückging.
 
Im Jahr 2022 konnten von den Gewerbegruppen nur das Gesundheitsgewerbe und die Handwerke für den sonstigen privaten Bedarf ein reales Umsatzplus erwirtschaften (1,5 bzw. 6,3 Prozent). Die Umsätze des gesamten Handwerks gingen hingegen real um 5,3 Prozent zurück. Einer nominalen Umsatzsteigerung um 8,9 Prozent standen dabei gestiegene Verkaufspreise in Höhe von 14,2 Prozent für Handwerksleistungen gegenüber.
 
Im Jahr 2023 dürften sich die Energiemärkte beruhigen, die Lieferketten weiter normalisieren und die Materialengpässe abnehmen. Die Inflation wird voraussichtlich langsam zurückgehen. Das Handwerk dürfte sich daher leicht erholen und die nominalen Handwerksumsätze um ca. 5 Prozent steigen, es wird sich voraussichtlich aber erneut schwächer als die Gesamtwirtschaft entwickeln, wobei die realen Handwerksumsätze wohl wieder sinken werden. Auch die Erwerbstätigkeit dürfte weiter zurückgehen.
 
Über 2023 hinaus ist dann mit einer etwas positiveren realen Entwicklung des Handwerks zu rechnen. Dann werden allerdings auch die großen Herausforderungen, vor denen das Handwerk steht – Bindung und Gewinnung von Fachkräften, Steigerung der Innovationsfähigkeit der Handwerksbetriebe – wieder stärker in den Fokus rücken.


Die detaillierten Ergebnisse der Untersuchung sind im aktuellen Konjunkturbericht des RWI (Heft 2/2023) nachzulesen. Der Bericht kann unter www.rwi-essen.de direkt als PDF-Datei heruntergeladen werden.
 

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