Gesellenbrief im Rahmen. Bild: Freepik.com / Rawpixel Ltd. / Handwerkskammer
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Etappenziel erreicht!

439 Handwerker aus 45 Berufen erhalten Gesellenbriefe

9. August 2019 | Junggesellin oder Junggeselle zu werden: Was im Privatleben nicht unbedingt ein Grund zur Freude ist, stellt im Berufsleben eines Handwerkers einen wichtigen Meilenstein dar. Mit zwei Festakten werden am Samstag (10. August) die 439 Nachwuchshandwerker und -handwerkerinnen gewürdigt, die diesen Meilenstein in den vergangenen Wochen erreicht haben und von Unternehmen in der Region ausgebildet wurden. Betriebe, Familien, Handwerkskammer und die Kreishandwerkerschaften der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen gratulieren im Haus Leipzig zu den bestandenen Prüfungen. Gäste aus Politik und Verwaltung machen dem Fachkräftenachwuchs ebenfalls ihre Aufwartung.

Unter den Gesellinnen und Gesellen, die im Sommer ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, sind die jungen Fachkräfte in den Berufen Friseur (40), Tischler (30), Maler und Lackierer (27), Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (25), Gebäudereiniger (21), Schornsteinfeger (20) sowie Dachdecker (14) am stärksten vertreten. Jede vierte junge Fachkraft ist eine Frau.

Die Tradition der Freisprechung stammt übrigens noch aus der Zeit der Zünfte und hat sich im Handwerk bis auf den heutigen Tag gehalten.

Schon damals wurden Lehrlinge am Ende der Ausbildung "frei von Lehre und Vertrag" gegeben und damit in den Gesellenstand erhoben.

Pressemitteilung vom 9. August 2019

Einige Handwerker im Kurzporträt

Studium abgebrochen, im Handwerk durchgestartet

Paul Karkuschke | 28 Jahre | Elektroniker (Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik) | Ausbildungsbetrieb: ASB Alarmanlagen, Sicherheitstechnik und Brandmeldesysteme GmbH

Zum Elektrohandwerk kam Paul Karkuschke über Umwege. Nach dem Abi begann er ein Studium im Fach Sicherheit und Gefahrenabwehr und wollte später bei der Berufsfeuerwehr durchstarten. So war zumindest der Plan. Aber es kommt eben manchmal anders. Eine Prüfung vergeigte er jedoch mehrfach, wurde deshalb exmatrikuliert und musste sich neu orientieren. Mit der universitären Ausbildung hatte er zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen. Über das Studienabbrecherprojekt "Plan B" der Universität Leipzig kam er dann zu seinem Ausbildungsbetrieb, der ASB GmbH in Zwenkau. Seine Leidenschaft für die Freiwillige Feuerwehr dürfte ihm dabei geholfen haben, schließlich ist das Unternehmen auch im Bereich Brandschutz aktiv. Aufgrund seiner Vorleistungen konnte Karkuschke direkt im zweiten Lehrjahr einsteigen und kam so schnell bis zum Gesellenabschluss als Elektroniker in der Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik. Das Unternehmen hat die engagierte Fachkraft nach dem Abschluss natürlich übernommen. Nun möchte er in seine Facharbeiterrolle hineinwachsen und langsam über weitere Aufstiegsmöglichkeiten nachdenken. Das muss nicht gleich der Meister sein, sondern auch die Entwicklung in Richtung Servicetechniker oder Projektleiter stehen im offen.

Nach der Lehre den Meisterbrief im Blick

Jeanne Marie Tutein | 22 Jahre | Friseurin
Ausbildungsbetrieb: Sylvia Reimann-Richter und Claudia Reimann GbR
 

Friseurin ist der Traumberuf für Jeanne Marie Tutein, auch wenn sie sich das erst ziemlich spät eingestanden hat. Nach dem Abitur wollte sie vielleicht studieren – Jura oder Design möglicherweise. Ersteres war ihr zu trocken. Für das zweite hätte sie mehr Talent im Zeichnen benötigt. Was tun? Tutein entschied sich, mit einigen Praktika herauszufinden, welcher Ausbildungsberuf der richtige sein könnte. Das Friseurhandwerk machte schließlich das Rennen, und die Tätigkeit bei der Sylvia Reimann-Richter und Claudia Reimann GbR bringt der jungen Kreativen viel Erfüllung. "Es ist toll, wenn man das Beste aus Kunden herausholen kann und in glückliche Gesichter blickt, vor allem bei Leuten, die während des Stylings skeptisch sind. Im Grunde gehe ich jetzt täglich einem tollen Hobby nach, bloß dass ich dafür noch bezahlt werde", sagt sie. Trotzdem solle man den Beruf und die Friseurausbildung keinesfalls unterschätzen. Der Job sei kommunikativ anspruchsvoll, körperlich und kreativ ziemlich fordernd. Man müsse ständig konzentriert bleiben. "Das fällt in einem angenehmen Betrieb mit tollen Kollegen natürlich leicht", so Tutein. Vom Lernen scheint sie auch nach den Abschlussprüfungen noch nicht genug zu haben und plant für die nächsten fünf Jahre schon den Erwerb des Meistertitels und den Besuch der Visagistenschule.

Leidenschaft für große Maschinen

Alexander Förster | 20 Jahre | Land- und Baumaschinenmechatroniker | Ausbildungsbetrieb: TechnikCenter Grimma GmbH

Von Kindesbeinen an hat Alexander Förster ein Faible für Fahrzeuge und Technik. Nur wenige Jungen können sich der Faszination von Baustellenfahrzeugen und ähnlichem entziehen. Anders als bei vielen Altersgenossen ließ Försters Interesse für große Maschinen jedoch nicht nach. Also startete er nach der Schule in die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker. Seine Ausbilder bei der TechnikCenter Grimma GmbH sind nun stolz darauf, dass er seine Leidenschaft in der Werkstatt, auf dem Feld oder direkt beim Kunden immer unter Beweis gestellt hat. Fehler finden und beseitigen? Für den 20-Jährigen kein schlichter Job, sondern eher Berufung. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche startet er jetzt in der neuen Niederlassung der LTZ Chemnitz in Borsdorf durch. Dort wird er sich der Wartung und Reparatur von Kommunal- und Forsttechnik widmen, bevor er demnächst die Fortbildung zum Landmaschinenmechanikermeister ins Auge fassen will.

Ich will Kontakt mit Kunden haben

Tien Manh Nguyen | 27 Jahre | Fotograf
Ausbildungsbetrieb: studioline Leipzig GmbH & Co. KG

Nach dem Realschulabschluss und dem Besuch der Fachoberschule für Dienstleistung und Gestaltung in Dresden war für Tien Manh Nguyen klar, dass es ein kreativer Medienberuf sein sollte. "Ich habe dann eine Ausbildung zum Mediengestalter begonnen, dabei aber nach einiger Zeit festgestellt, dass es mich nicht erfüllt, den ganzen Tag vorm Rechner zu sitzen. Ich will lieber mehr direkten Kontakt mit Kunden haben", so Nguyen. Also suchte der junge Kreative nach einer Alternative und entdeckte die faszinierende Welt der Profifotografie. Im Selbststudium brachte er sich die Grundlagen bei und konnte nach einem Praktikum die Lehre zum Fotograf in Leipzig beginnen. Die Gesellenprüfungen hat er erfolgreich hinter sich gebracht und gehört nun als Angestellter zum Team der studioline Leipzig GmbH & Co. KG.

Man sieht, was man geleistet hat

Lucas Löwe | 21 Jahre | Fliesen-, Platten- und Mosaikleger | Ausbildungsbetrieb: FT Fliesenteam GmbH Leipzig

"Zunächst erschienen mir viele andere Berufe attraktiver, als ein Job auf dem Bau. Außerdem ist es bei vielen jungen Leuten nicht gerade angesagt, sich die Hände schmutzig zu machen. Aber ich habe für mich entschieden, dass ein Bauberuf trotzdem eine tolle Perspektive darstellt, vor allem, wenn man nicht nur Zahlen hin und her schieben oder Akten verwalten möchte. Die handwerklichen Fähigkeiten, die ich mir in der Ausbildung angeeignet habe, kann mir schon mal keiner mehr nehmen. Außerdem bekomme ich Tag für Tag mit, wie ganze Häuser gebaut werden und kann abends sehen, was ich geleistet habe. Das ist schon krass", sagt Lucas Löwe, der heute (10. August) seinen Gesellenbrief als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger in Empfang nehmen kann. Nach diesem Meilenstein steht für den Leipziger bald ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Er wird in wenigen Wochen Vater und will dann erst einmal neue Praxiserfahrungen in Privat- und Berufsleben sammeln. "Wenn ich dann in drei oder vier Jahren der Meinung bin, dass mir beruflich keiner mehr was vormacht, denke ich vielleicht auch nochmal über den Meister nach", sagt Löwe.

Ich gehöre dazu. Ich bin eine Fachkraft

Sophie Tamme | 22 Jahre | Malerin und Lackiererin
Tommy Schmidt | 27 Jahre | Maler und Lackierer
Ricardo Heimann | 25 Jahre | Maler und Lackierer
Ausbildungsbetrieb: Unternehmen Steffen Pleier / malerwerkstätten.com

Gleich drei junge Fachleute im Bereich Maler und Lackierer hat das Unternehmen Steffen Pleier (malerwerkstätten.com) zum Gesellenabschluss geführt. Sophie Tamme, Tommy Schmidt und Ricardo Heimann haben Kollegen und Beruf schätzen gelernt. „Es ist toll zu sehen, wie aus Altem Neues entsteht und etwas mit seinen eigenen Händen zu schaffen. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob man etwas lackiert, streicht, spachtelt oder lasiert. Ich glaube, es ist genau die Vielseitigkeit, die den Beruf auszeichnet“, sagt Ricardo Heimann. Alle drei sind auf jeden Fall erleichtert, dass sie die stressige Prüfungsphase nun erst einmal hinter sich gelassen haben. "Jetzt kann ich sagen, ich gehöre dazu. Ich bin eine Fachkraft. Die drei Jahre? Haben sich auf jeden Fall gelohnt!", kommentiert Schmidt. Bei Sophie Tamme kommt zur Erleichterung noch eine große Portion Stolz darüber, dass sie sich erfolgreich in einem männerdominierten Handwerk durchsetzen konnte und gezeigt hat, dass eine Frau eine gute Figur auf dem Bau macht. "Nach der Ausbildung muss man jetzt erst einmal realisieren, dass man nicht mehr ‚nur‘ der Azubi ist, sondern richtig zu den Fachleuten gehört. […] Mein Ziel ist es aber, mich noch weiter zu steigern. Der Beruf ist vielfältig und bietet jede Menge Möglichkeiten", sagt Schmidt.

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Hagen Reißmann

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