Zwei Unternehmer und ein Dreiseitenhof mit Fünffach-Fräse
Robert Iwanetz

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 01/2021Zwei Unternehmer und ein Dreiseitenhof mit Fünffach-Fräse

Ein Porträt von Robert Iwanetz.

Die Walter Böthel Zahntechnik GmbH feierte ihr 20-jähriges Bestehen. Neben handwerklichem Können bestimmen CNC-Technik und 3-D-Druck den Arbeitsalltag der 30 Mitarbeiter in Leipzig-Wiederitzsch.

Zum großen Jubiläum hatten sich die beiden Geschäftsführer Ilona Riedel und Walter Böthel etwas ganz Besonderes überlegt. Drei Tage wollten sie mit der gesamten Belegschaft, den insgesamt über 30 Mitarbeitern, an die Ostsee reisen. Geplant war der Besuch einer Werft, Strandspaziergänge an der Seebrücke Sellin und eine Fahrt mit der ältesten Schmalspurbahn Deutschlands. Doch dann kam die Pandemie dazwischen – und der Trip fiel ins Wasser. Möglich war nur noch eine kleinere Feier auf dem Firmengelände. „Das war schon unglaublich schade“, blickt Zahntechnikermeisterin Ilona Riedel zurück. Doch die abgesagte Reise blieb nicht die einzige Beeinträchtigung, die das Coronavirus mit sich brachte. Auch im Tagesgeschäft hinterließ die Pandemie deutliche Spuren. „Wir hatten hohe Umsatzrückgänge im gesamten Frühjahr, teilweise über 50 Prozent – und auch jetzt merken wir noch immer die Nachwehen“, sagt Geschäftsführerin Ilona Riedel. Das Unternehmen musste zeitweise Kurzarbeit anmelden. Und noch immer sei die Investitionsbereitschaft der Kunden gehemmt, wenn es beispielsweise um kostenintensive Arbeiten wie Zahnimplantate und Kronen geht.
 

Implantate, Kronen, Brücken, Verblendungen

Dabei glichen die zwei vergangenen Jahrzehnte beinahe einer durchgehenden Erfolgsgeschichte: Schnell kamen die ersten Mitarbeiter und Lehrlinge dazu. Auch das Labor wurde immer größer, sodass mehrfach neue Räumlichkeiten angemietet werden mussten. Auf zwei Etagen mit über 400 Quadratmetern Laborfläche werden dort heute modernste Implantate, Kronen, Brücken und Verblendungen hergestellt. Über 50 Zahnärzte gehören zum festen Kundenstamm. Bei einem Rundgang durch die Laborräume fällt sofort auf: In das extrem filigrane Handwerk hat die Digitalisierung starken Einzug eingehalten. So arbeiten in den ehemaligen Stallungen des Guts rund um die Uhr zwei fünfachsige CNC-Fräs-Maschinen, die jeweils im Wert einem Einfamilienhaus gleichen. Die Maschinen fräsen die unterschiedlichsten Werkstoffe wie Zirkondioxid und Titan und können außerdem Glaskeramik schleifen. Direkt daneben druckt ein 3-D-Drucker zudem benötigte Teile aus Kunststoff.
 

Ein Berufsbild im Wandel

Im Nachbarraum wird aber noch immer von Hand gefeilt, gebohrt, geschliffen, bemalt, poliert und mit offener Flamme gebrannt. „Die ästhetische Veredlung übernehmen unsere Zahntechniker, das kann keine Maschine“, berichtet Ilona Riedel. Trotzdem werden mindestens 50 Prozent aller Aufträge bei der Walter Böthel Zahntechnik GmbH mittlerweile zumindest teilweise computergestützt bearbeitet. „Die Fehleranfälligkeit ist dadurch einfach enorm gesunken“, sagt Ilona Riedel. So ist auch das Berufsbild stark im Wandel: „Heute muss ein Zahntechniker nicht nur sein Handwerk beherrschen, sondern auch IT-Kompetenzen haben und Grundlagen in Maschinenbau“, sagt Ilona Riedel. Solche erfahrenen Fachkräfte seien am Markt aber kaum zu finden. Der Leipziger Betrieb bildet deshalb von Anfang an selbst aus. Über 20 Lehrlinge haben bis heute ihre Ausbildung abgeschlossen, drei davon haben im Anschluss auch noch ihren Meistertitel gemacht.

Die Zukunft des Betriebs ist damit geebnet. Denn Walter Böthel, der mit seiner Expertise in der Prothetik als Referent in ganz Europa gefragt ist, wurde vor kurzem 65 Jahre alt. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass das Unternehmen bestehen bleibt“, sagt der Zahntechnikermeister. Seine 56-jährige Geschäftspartnerin Ilona Riedel würde gern noch weiter wachsen – doch am aktuellen Standort ist das nicht mehr möglich. Sollte sich die wirtschaftliche Lage im kommenden Jahr wieder entspannen, käme für sie deshalb sogar der Bau einer neuen Firmenzentrale in Frage.
 

Mehr Informationen

www.boethel-zahntechnik.de

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 01/2021 erschienen.


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