Toni Juch / Maurer- und Betonbauermeister

Die "Gretchenfrage" gleich zu Beginn: Gibt es Dinge, die Ihnen an Ihrem Beruf nicht gefallen?

Es gibt Dinge, die ich lieber mache als andere. Das ist sicher normal. Darüber hinaus gibt es aber Dinge, die mir beruflich Sorge bereiten.

Es ist schade zu sehen, dass die Zahl der Auszubildenden im Bauhaupt- und Nebengewerbe seit Jahren rückläufig ist. Dabei gibt es tolle Berufsperspektiven.

Geisteswissenschaftler haben wir bestimmt genug, aber es mangelt in vielen Betrieben an motiviertem Berufsnachwuchs zur Bewältigung künftiger Aufgaben. Man darf sich gar nicht ausdenken, wohin das langfristig führen soll.
 

Sie dürfen sich nun Maurer- und Betonbauermeister nennen. Wie verlief ihr Weg bis dahin?

Zunächst habe ich das Fachabitur in Angriff genommen. Aber während der Schulzeit war ich unentschlossen, welche Richtung ich einschlagen sollte. Glücklicherweise habe ich in den Ferien bei einem Brückenbauunternehmen gejobbt und mein Taschengeld aufgestockt. Das hat den Ausschlag gegeben.

Ich wollte auch etwas Nützliches schaffen, etwas das von Dauer ist. Später einmal – vielleicht sogar als Rentner – an Gebäuden vorbeizufahren und zu wissen, dass man an deren Entstehung mitgewirkt hat, war eine tolle Vorstellung. Als mir die Firma nach der Schulzeit eine Lehre anbot, ging es für mich deshalb ins Bauwesen, während andere aus meiner Klasse den Weg zum "Schreibtischtäter" einschlugen.

Als ausgelernter Geselle habe ich mich dann zügig bis zum Montageleiter hochgearbeitet. Der Meister war dann der nächste logische Schritt, wenn ich neue Verantwortungs- und Ausführungsbereiche bewältigen wollte. Nun habe ich die höchste Stufe in meinem Fach erreicht und fühle mich meinen früheren Klassenkameraden, die jetzt vielleicht einen Bachelor oder Master haben, absolut gleichwertig.

"Ich habe die höchste Stufe in meinem Fach erreicht und fühle mich meinen früheren Klassenkameraden, die jetzt vielleicht einen Bachelor oder Master haben, absolut gleichwertig."
 

Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Handwerksmeister aus?

Ein Meister beherrscht das Zusammenspiel zwischen Handwerkspraxis, Betriebswirtschaft und Menschenführung. Das ist seine Basisqualifikation, ohne die er den Meisterbrief gar nicht erreichen kann. Jeder Meister verfügt zum Zeitpunkt seiner erfolgreichen Meisterprüfung also über eine ähnlich hohe Güte.

Wer seinen Beruf außerdem als Berufung und nicht nur als Vehikel zum Bestreiten seines Lebensunterhalts ansieht, kann sich positiv von seinen Meisterkollegen abheben. Solche "berufenen" Handwerker sind die Speerspitze unseres Wirtschaftsbereichs und stehen für herausragende Qualität und Kundenorientierung.

Auch die Ausbildung von Fachkräftenachwuchs zeichnet einen guten Meister für mich aus, schließlich muss das Meisterwissen an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.

Meister 2018
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