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Handwerkskammer zu Leipzig

Spanische Lebensfreude trifft deutsche Gründlichkeit

Die Krise der europäischen Gemeinschaftswährung spaltet derzeit den Kontinent. Während Deutschland stabile Zahlen vorlegt, leiden vor allem die südeuropäischen Länder unter einer sehr hohen Jugendarbeitslosigkeit. Das liegt unter anderem auch an den verkrusteten Ausbildungssystemen dieser Länder, die kein duales System mit einem regelmäßigen Aufenthalt im Betrieb kennen.
 

Junge Spanier im Handwerk der Region Leipzig

Während in Deutschland Lehrstellen unbesetzt bleiben, finden junge Südeuropäer trotz Ausbildung keinen Job in ihrer Heimat. So wie Raúl Sánchez aus Palma de Mallorca. Er gehört zu den 19 jungen Spaniern, die im Oktober 2013 eine Lehrstelle in der Region Leipzig angetreten haben. Elektroniker und Friseur heißen die Ausbildungsberufe, für die sich die Iberer entschieden haben. Es konnten eigene Berufsschulklassen eingerichtet werden, die einen weiteren Sprachunterricht ermöglichen. Vier Wochen Intensivkurs Deutsch gab es bereits in der Heimat.
 

Sprachunterricht soll Erfolg sichern

Anfang August kamen die spanischen Jugendlichen in Leipzig an und absolvierten ein einmonatiges Praktikum in ihren zukünftigen Ausbildungsbetrieben. Untergebracht waren sie - wie während ihrer Lehrzeit auch - im Internat des Bildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer in Borsdorf. Die meisten haben bereits in der Heimat eine Berufsausbildung erhalten, möchten jetzt aber einen deutschen Gesellenabschluss aufsatteln.

Raúl Sánchez ist bereits Informationstechniker. Jetzt lernt der 24-jährige Elektroniker in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, bei der Leipziger HWE Elektrobau GmbH. Sein neuer Chef Johannes Wieprich ist durchaus angetan von dem jungen Mann.

"Die Suche nach geeigneten Bewerbern wird immer schwieriger. Raúl war von Anfang an sehr motiviert und zielstrebig", freut sich der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens. Und auch sein Ausbilder findet nur lobende Worte: "Alle Arbeiten, die man ihm überträgt, erledigt er sehr präzise und zügig", ergänzt Steffen Böhm.

Der entscheidende Punkt, sind sich die beiden einig, wird die Sprachentwicklung sein. Alle spanischen Auszubildenden werden neben dem Berufsschulunterricht begleitend Deutschkurse erhalten. Während der betrieblichen Ausbildung müssen die Lehrlinge ganz normal im Alltag mitschwimmen.

Bei der HWE GmbH hat Raúl Sánchez die Möglichkeit, alles zu lernen, was er für seine Zukunft in diesem Beruf benötigt. Von Gebäudetechnik über Trafostationen und Kabelmontagen bis zu Blitzschutz decken die gut 30 Mitarbeiter der Firma aus dem Leipziger Norden das gesamte Leistungsspektrum eines Elektrofachbetriebes ab. Und auch mit der Ausbildung kennen sie sich aus. Seit der Firmengründung vor 22 Jahren wird jedes Jahr ausgebildet, meist erfolgreich. Auch Rauls erste Eindrücke nach seinem Praktikum sind positiv. "Es ist eine phantastische Firma. Ich freue mich auf meine Lehre", fasst der sympathische junge Mann zusammen.

Gute Voraussetzungen dafür, dass aus diesem Projekt eine Erfolgsgeschichte wird. Handwerksunternehmen, die sich für das Projekt interessieren, können sich an Ausbildungsberater Andreas Meyer wenden.