Auszubildende. Bild: fotolia.com - Joerg Lantelme
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Archivbeitrag | Newsletter 2016Schwache Lehrstellenbewerber? Vernachlässigte Talente sind mitunter die Fachkräfte von morgen.

Durch die seit Jahren geringen Schulabgängerzahlen haben sich die rechnerischen Chancen junger Leute auf eine Lehrstelle grundsätzlich erhöht. Jedoch profitieren laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung Hauptschüler und Jugendliche ohne deutschen Pass davon kaum. Ihre Zugangschancen zum dualen System sind begrenzt und viele haben Probleme, eine Lehre zu finden. Das sind zentrale Ergebnisse des aktuellen "Ländermonitors berufliche Bildung" der Stiftung.

Viele Chefs und Personaler ziehen diese Bewerbergruppen also offensichtlich nicht in Betracht obwohl die Unternehmen paradoxerweise gleichzeitig über mangelnden Nachwuchs klagen und händeringend Lehrlinge suchen.

Lange Betriebszugehörigkeit, hohe Loyalität zum Arbeitgeber

Wer seinen beruflichen Nachwuchs jedoch mittel- und langfristig sichern möchte, sollte auch vermeintlich "schwächeren" Bewerbern Chancen einräumen, denn aus unternehmerischer Sicht kann es sich besonders lohnen, diese jungen Menschen auszubilden. Dies belegt eine andere Untersuchung, die wiederum von der Vodafone-Stiftung veröffentlicht wurde.

Fazit: Wenn Hauptschüler die Lehre erfolgreich absolvieren, sind sie hinterher besonders motiviert und weisen eine besonders lange Betriebszugehörigkeit und hohe Loyalität zu ihrem Arbeitgeber auf.

Aufwand für Betreuung und Nachqualifizierung kann sich lohnen

Obwohl der Aufwand für Betreuung und Nachqualifizierung am Anfang der Lehre höher sein kann, reduzieren die Unternehmen mittelfristig den Rekrutierungsaufwand, der beispielsweise entsteht, wenn mühsam "gezüchtete" Fachkräfte kurz nach der Lehre das Unternehmen wieder verlassen oder sich doch noch für ein Studium entscheiden.

Die Studie, die von der Vodafone Stiftung und der Stiftung Neue Verantwortung bereits 2013 durchgeführt wurde, hat Firmen untersucht, die bereits erfolgreich Hauptschulabsolventen ausbilden. Die Resultate machen deutlich, wie sehr die Wirtschaft davon profitieren könnte, wenn sie sich bei der Suche nach Auszubildenden stärker für "schulschwache Bewerber" öffnen würde. Angesichts der demografischen Entwicklung sei dies im ureigenen Interesse der Betriebe.

Jugendlichen Chancen durch Probearbeit geben

Die Vodafone-Studie liefert Unternehmen und Politik Anregungen zur Lösung des Problems. Zu den Handlungstipps gehört zum Beispiel, bei der Auswahl von Bewerbern nicht nur auf Zeugnisse zu schauen. Stattdessen sollten die Unternehmen durch Probearbeit die Motivation und Leistungsbereitschaft von schulschwachen Jugendlichen testen.

Außerdem sollten Betriebe jedem Azubi eine Vertrauensperson zur Seite stellen. Durch regelmäßige verpflichtende Treffen mit diesem Mentor können eventuell auftauchende Probleme frühzeitig ausgeräumt werden. Denn gerade schulschwache Azubis profitieren von einem starken Netz von Bezugspersonen.

Publikation "Habe Hauptschulabschluss, Biete Zukunft!" zum Herunterladen

Die Broschüre zur Studie unter dem Titel "Habe Hauptschulabschluss, Biete Zukunft!" ist unter www.vodafone-stiftung.de abrufbar. Weitere Informationen, die sich direkt an kleine und mittlere Unternehmen richten, sind auf www.wirtschaft-aufstieg.de eingestellt.