Oleksandr Marants / Kfz-Technikermeister

Niemals aufgegeben

Hinter Oleksandr Marants liegt kein leichter Weg. Seinen Traum, als Kfz-Mechatroniker zu arbeiten, hätte er beinahe frühzeitig an den Nagel hängen müssen. Drei Monate lief seine Lehre erst, als er kurz davor stand hinzuschmeißen.

In seinem ersten Ausbildungsbetrieb wollte ihn niemand fördern, nicht einmal Arbeitssachen wurden gestellt. Stattdessen sollte er tagein, tagaus die Werkstatt fegen. "So hatte ich mir den Beruf natürlich überhaupt nicht vorgestellt", erzählt der heute 25-Jährige.

Erst durch den Wechsel in die freie Werkstatt Behrend und Linke, die ihn mitten im Lehrjahr übernahmen, wurde es besser. Gleich am ersten Tag half er, ein Getriebe zu tauschen – und merkte, warum er sich für diesen Beruf entschieden hatte. "Ich schraube einfach unglaublich gern", sagt der Leipziger.
 

Eine unglaubliche, intensive Zeit

 
Am liebsten wäre er auch nach der Ausbildung im Betrieb geblieben. Geplant war er als Ersatz für einen Kollegen, der in Rente gehen wollte. Doch dann schied dieser früher aus als gedacht. Da war Marants erst im zweiten Lehrjahr und zu unerfahren. "Das war natürlich schade", erinnert er sich heute, "aber das eröffnete mir auch ganz neue Möglichkeiten."

Der zweifache Familienvater entschließt sich damals, seine Meisterausbildung direkt an die Lehre anzuschließen. Eine harte, aber unglaubliche intensive Zeit: Oleksandr Marants tauchte in neue Gebiete, wie Buchhaltung oder Umweltschutz, ein.

"Das alles habe ich meiner Frau Katja zu verdanken, die mir trotz unserer kleinen Kinder immer den Rücken freigehalten hat." Am Ende besteht er die Prüfung als einer der Jüngsten in seiner Klasse.

"Ich bin sehr dankbar, dass ich in Deutschland diese Möglichkeiten erhalten habe", sagt Marants. Mit zwölf Jahren kam er als Kontingentflüchtling aus einer ukrainischen Kleinstadt nach Leipzig – zusammen mit seinen Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln. Damals sprach er nur zwei, drei Worte Deutsch.

Heute hört man von seiner Vergangenheit nichts mehr. Was jedoch blieb und immer größer wurde, ist sein Interesse für Technik.
 

"Ich bin dankbar, dass ich diese Möglichkeiten erhalten habe."

 
Ursprünglich wurde seine Leidenschaft für Autos bei einem Praktikum in der Verwertungsanlage seines Onkels geweckt. Seitdem ist es Marants’ großer Traum, irgendwann auch ein Unternehmen zu führen. Eigentlich wollte der junge Profi direkt nach der bestandenen Meisterprüfung eine Werkstatt eröffnen. Doch eine geeignete Halle und eine Finanzierung für die Anfangsinvestitionen zu finden, war schwieriger als gedacht.

Aber als Meister lernt man nicht nur fachliche Probleme zu lösen, sondern auch Geduld zu haben und unternehmerische Ziele langfristig zu verfolgen.

Nun will Marants erst einmal Berufserfahrung sammeln. Im Juni hat er einen Arbeitsvertrag im Porsche Zentrum Leipzig als Servicetechniker unterschrieben. Sein großer Traum ist trotzdem nicht vergessen.

"Irgendwann möchte ich mein Wissen an eigene Lehrlinge weitergeben können", sagt Oleksandr Marants. Andere Jugendliche sollen seine schlechten Erfahrungen nicht teilen müssen, sondern gleich merken, wie erfüllend der Job als Kfz-Mechatroniker sein kann.

Robert Iwanetz

Meister 2018
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