Vater hält Kind an der Hand. / Symbolbild für Nachhaltigkeit. Bild: virythtpehjljd89 / stock.adobe.com
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Archivbeitrag | Newsletter 2021Nachhaltige Betriebsführung: Anfangen lohnt sich!

Wie kein anderer Wirtschaftszweig steht das Handwerk für Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit in Unternehmen wird aber häufig nur auf umweltgerechte Produktion bezogen. Doch nachhaltige Betriebsführung umfasst den ganzen betrieblichen Prozess. Ein Interview mit Prof. Dr. Marlen Arnold, Professorin für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Chemnitz.
 

Wertschöpfung ist heute über die gesamte Erde verteilt. Es gibt jedoch planetare Grenzen hinsichtlich der verfügbaren Ressourcen. Deshalb ist Haushalten angesagt, um Ressourcenknappheit zu begegnen sowie enkeltaugliches Wirtschaften. Wir müssen Wege finden, alle Lebens- und Gesellschaftsbereiche an den 17 Nachhaltigkeitskriterien der Agenda 2030 auszurichten.

In Deutschland gibt es zusätzlich die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (Weiterentwicklung 2021), die diese Ziele festschreibt – in Sachsen die Sächsische Nachhaltigkeitsstrategie. Ein großes und für alle sichtbares Problem sind die großen Müllmengen, die wir erzeugen.

Wir müssen lernen, in Kreisläufen zu denken und zu handeln – und zwar jede Person und jedes Unternehmen.

Prof. Dr. Marlen Arnold, Professorin für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Chemnitz
Lili Hofmann - TU Chemnitz

Prof. Dr. Marlen Arnold, Professorin für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Chemnitz

Heute an morgen denken, das ist die Aufgabe. Für Menschen, Tiere, Pflanzen, das Klima und nachfolgende Generationen. Nachhaltigkeit berücksichtigt dabei Ökonomie, Ökologie und Soziales zu gleichen Teilen. Ein geläufiger Begriff ist dabei der "Ehrbare Kaufmann". Die Auswirkungen der eigenen Tätigkeit berücksichtigen und dabei im Großen Denken und im Kleinen Handeln.

Die Auswirkungen der Klimakrise sind mittlerweile Realität und wurden von den Naturwissenschaftlern schon lange vorausgesagt. Die Folgen zwingen uns zum Handeln. Jede und jeder hat die Chance, mitzuwirken und nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodelle zu entwickeln. Anhand des Deutschen Nachhaltigkeitskodex – kurz DNK – lässt sich Nachhaltigkeit auch für kleine und mittlere Unternehmen erfassen.

Globus mit Hand (Icon)

Nachhaltigkeit ist die Grundlage für die Gegenwart und die Zukunft. Das Handwerk hat dafür traditionell Ideen und Möglichkeiten. Nachhaltiges Wirtschaften ist bereits im Handwerk angelegt – durch dessen regionale Verankerung, die Nutzung regionaler Rohstoffe und Produkte, Netzwerke, handwerkliches Design, Reparatur, der starke soziale Fokus …

Kreislauf (Icon)

Die Chancen sind sehr groß! Es zeigt sich längst ein klarer Trend zu nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Die Marktentwicklung geht nachweisbar nach oben. Es gibt beispielsweise Label und Siegel, an denen sich Unternehmen und Kunden orientieren können. Handwerkerinnen und Handwerker haben zudem durch ihre Nähe zu ihrer Kundschaft die Möglichkeit, mit persönlicher Authentizität zu punkten.

Letztendlich geht es darum, den Anschluss nicht zu verpassen. Es geht um das Morgen. Das Handwerk sollte sich spätestens jetzt strategisch positionieren, um seine Marktposition zu stärken. Dabei empfehle ich eine hybride Marketingstrategie. Manchmal ist es auch in Ordnung, Gutes zu tun und nicht darüber zu sprechen, stattdessen mit Qualität, angemessenen Preisen und Zuverlässigkeit zu punkten. Andere Kundengruppen suchen und finden ihre Handwerkspartner ausschließlich über konkrete Nachhaltigkeitsaussagen und -standards, wie Cradle2Cradle oder entsprechende Siegel. Da ist es sinnvoll, einmal eine Zielgruppenanalyse durchzuführen und gegebenenfalls über neue Strategien nachzudenken und diese umzusetzen.

Green Label (Icon)

Regionalität ist bereits ein Nachhaltigkeitskriterium und passiert ja schon. Handwerkerinnen und Handwerker sind in der Region in Netzwerke eingebunden, heimatverbunden, sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze, kümmern sich um Vereine und sind Teil der kommunalen Entscheidungsgremien, wie Stadt- und Gemeinderäte. Besonders in ländlichen Regionen spielen sie eine entscheidende Rolle.

Regionale Wirtschaftskreisläufe dienen auch dem Klimaschutz, denn sie helfen, lange Transportwege zu vermeiden. Sie schaffen zusätzlich sozialen Zusammenhalt und erhalten regional typische Produkte oder entwickeln diese weiter. Fehlende Regionalität bedeutet sozusagen, "am eigenen Ast zu sägen".

Marker (Icon)

Die Stärkung von kleinen und mittleren Unternehmen und der Regionen sind Schwerpunkte im Zukunftsbeirat, denn die Mehrheit der sächsischen Unternehmen sind sogenannte KMU. Das Handwerk nimmt dabei als lokaler Akteur eine sehr wichtige und zentrale Rolle ein. Starke KMU gewährleisten stabile Wertschöpfungsnetze. Die Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen und Produkten wird staatlich unterstützt.

Handwerker (Icon)

Da gibt es ein altes Sprichwort: "Kleinvieh macht auch Mist". Ein rollendes Sandkorn kann sehr große Auswirkungen haben. Letztlich geht es bei der Nachhaltigkeit um die Dynamik der Vielen, die potenziert zu sprunghaften Veränderungen führt. Es lohnt sich also anzufangen!

Zahnräder (Icon)

Man sollte zeigen, wer man ist. Dazu gehören die Personalorientierung, Sozialstandards, das gesetzeskonforme Arbeiten und die regionale Einbindung. Einen Mehrwert stellen aber auch Ressourceneffizienz und damit verbundene Kosteneinsparungen, unbedenkliche Einsatzstoffe, Müllvermeidung, Flexibilität und Regionalität dar. Klimaschutz und ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck gehören auch dazu. Ansatzpunkte dafür gibt es in jedem Unternehmen.

Blatt mit CO2 (Icon)

Das Interview wurde außerdem in Ausgabe 10/2021 Deutsches Handwerksblatt (Ausgabe der Handwerkskammer zu Leipzig) publiziert.
 

Besser wirtschaften im Handwerk - Workshopreihe für mehr Nachhaltigkeit

Wirtschaften mit Weitsicht, eine sozial verträgliche Personalpolitik, effizienter Ressourceneinsatz Unternehmer haben die Möglichkeit, sich bei der Bestandsaufnahme der eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten durch Fachleute begleiten zu lassen und gemeinsam erste konkrete Strategien und Ziele zu entwickeln.

 23. November | Präsenzworkshop | 14 bis 18 Uhr
 30. November | Online-Workshop | 16 bis 18 Uhr
 7. November | Online-Workshop | 16 bis 18 Uhr

Darüber hinaus bietet das Umwelt- und Transferzentrum der Handwerkskammer Mitgliedsbetrieben eine langfristige Begleitung und Beratung rund um den Themenkomplex betriebliche Nachhaltigkeit an. Ansprechpartner sind Emily Foth und Sven Börjesson.

 

Nachhaltigkeits-Leitfaden für das Handwerk ab sofort kostenlos verfügbar

Zeitsparend und informativ: Wer einen umfassenden Einblick in die Chancen und Möglichkeiten des nachhaltigen Wirtschaftens braucht, kann außerdem den Leitfaden des Projektes "Nachhaltigkeit in Handwerksbetrieben stärken!" nutzen. Auf 43 Seiten werden die Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex beleuchtet und gezeigt, wie Handwerksbetriebe ihr Engagement glaubhaft bei Kundschaft, Auftraggebenden, öffentlichen Institutionen oder Finanzdienstleistungsunternehmen belegen.

Nachhaltiges Wirtschaften in Handwerksbetrieben sichtbar machen – Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (nachhaltiges-handwerk.de)

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Emily Foth

Beratungsstelle für Innovation und Technologie (BIT)

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