Meister sein ist einfach "wow"!

Mit nur 28 Jahren ist Michael Schiel Kraftfahrzeugtechnikermeister. Für den Familienbetrieb seiner Eltern hat er sich in Teilzeit nochmals auf die Schulbank gesetzt und viel dazugelernt, wie er erzählt.

Meisterinnen und Meister 2015 im Porträt: Michael Schiel, Kraftfahrzeugtechnikermeister.
Constanze Arnold

Manch einem wird der Beruf in die Wiege gelegt. So auch Michael Schiel, der schon als Kind gern an Mopeds und Motoren schraubte. Als sein Vater Wolfram dann im Jahr 2000 eine eigene Kfz-Werkstatt neben dem Wohnhaus in Pettstädt bei Weißenfels eröffnete, war Michael Schiels berufliche Zukunft praktisch vorherbestimmt.

Keine Lehre im elterlichen Betrieb!

Es folgte die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker. Aber Schiel entschied sich bewusst gegen eine Lehre im Familienbetrieb: "Ich wollte nicht zu Hause lernen, sondern nochmal etwas anderes sehen." Einige Monate nach der Gesellenprüfung wechselte er dann aber wieder in die heimische Werkstatt.

Nachdem sein Vater 2012 einen Herzinfarkt erlitt, kam der Gedanke an einen Meisterbrief weitaus früher auf als geplant. Dass Michael Schiel die Werkstatt, die seine Eltern gemeinsam führen, später übernehmen würde, stand aber ohnehin schon fest.

Und so begann der Geselle mit Mitte Zwanzig seine Weiterbildung zum Meister, um bald in die Fußstapfen seines Vaters steigen zu können. Auch für seine Meisterschule entschied sich Schiel wieder für den etwas weiteren Weg: Anstatt in der Handwerkskammer (Halle) zu lernen, pendelte der Kfz-Profi lieber nach Leipzig, um "den Kirchturm auch mal von der anderen Seite zu sehen."

Vorhergehende Beratungsgespräche in Sachsen hatten ihn überzeugt, und auch die Kosten für die Kurse und das Prüfungssystem in Leipzig sprachen den Mechatroniker eher an.

Meisterinnen und Meister 2015 im Porträt. Bild: Dmitry Vereshchagin / fotolia.com
Dmitry Vereshchagin / fotolia.com

Erfahrungsaustausch in der Meisterklasse

Er hat seine Entscheidung nicht bereut: "Unsere Klasse war super. Und die Dozenten waren sehr kompetent, haben sich gekümmert und waren nie von oben herab."

In den Werkstätten im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer in Borsdorf konnte Schiel auch an Geräten üben, die es im Familienbetrieb nicht gab. Und für Fragen und Probleme standen nicht nur die Lehrer, sondern auch die Mitschüler zur Verfügung. Vor allem die Älteren unter ihnen gaben ihre Erfahrung gern weiter.

Viele dieser Kontakte bestehen noch. Wenn Schiel also zum Beispiel Fragen zu einem neuen Automodell hat, kann er nun einfach zum Hörer greifen und einen der ehemaligen Mitschüler anrufen. "Die menschliche Seite", sagt er, "die Kommunikation - das ist auch ein wichtiger Faktor der Meisterschule."

Stolz, es geschafft zu haben

Nicht immer war die Fülle an Stoff leicht zu bewältigen. "Es war einfach viel Information, auch viel, was ich noch gar nicht in der Lehre hatte. Das war Neuland." Das alles neben der Arbeit zu stemmen - schließlich besuchte er die Kurse am Abend und an den Wochenenden - und trotzdem Zeit für seine Familie zu finden, war nicht immer einfach.

Auch finanziell war der Einsatz nicht gerade klein. Seine zwei Oldtimer verkaufte Schiel gleich zu Beginn, um die Kurse zu bezahlen. Daneben nutzte er das Meister-BAföG zur Finanzierung.

Nach gut zweieinhalb Jahren Schule ist der Stolz, es geschafft zu haben, umso größer. "Der Titel an sich ist schon nicht schlecht. Meister sein, das ist einfach 'wow' - eine Leistung, die man erbracht hat."

Er ist nicht der Einzige, der das so sieht. Noch während des Gesprächs kommt ein Bekannter bei Michael Schiel vorbei und gratuliert ihm überschwänglich: "Glückwunsch! Meister - das ist was!"