Lucia Pocinková / Friseurmeisterin

Pony in Malachit-Grün

Als Jugendliche wollte Lucia Pocinková alles werden, nur keine Friseurin. "Das war so ziemlich das Letzte, was ich mir vorstellen konnte", sagt die 28-Jährige heute.

Auch die Eltern rieten ab. Zu schlecht sei der Ruf der Branche gewesen – vor allem durch die niedrigen Gehälter. Doch dann ergab sich zufälligerweise ein Praktikum in einem Salon und damit die Einsicht, dass dort ein unverhoffter Traumjob auf sie wartete. "Ich mochte sofort die tägliche Abwechslung, den Umgang mit Menschen und dass ich mich kreativ ausleben kann", sagt die gebürtige Slowakin, die mit sechs Jahren mit ihrer Mutter nach Lichtenstein ins südliche Sachsen kam.

Für ihre Ausbildung zog sie 2008 allein nach Zwickau, in die nächstgrößere Stadt, um mehr aktuelle Styles und Trends mitzubekommen. Nach einigen Jahren mit dem Gesellenbrief in der Tasche merkte sie aber, wie die Herausforderungen in der täglichen Arbeit für sie langsam abnahmen.

Lucia Pocinková entschied sich für einen erneuten Umzug. Diesmal ging es im Frühjahr 2017 nach Leipzig, um dort ihre Meisterausbildung zu absolvieren. "Wenn ich in Zwickau geblieben wäre, hätte ich kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten gehabt."

Mit der Meisterausbildung wollte sie sich zudem beweisen, dass sie mehr kann, als nur Schneiden, Föhnen, Legen. Besonders interessierte sie sich für Gebiete wie Buchhaltung und Firmenorganisation, die für sie völliges Neuland waren. "Durch die Meisterschule ist mein Respekt vor Unternehmern enorm gewachsen. Durch die Vorlesungen wurde mir erst bewusst, was diese alles für ihre Mitarbeiter leisten müssen."

"Durch die Meisterschule ist mein Respekt vor Unternehmern enorm gewachsen. Durch die Vorlesungen wurde mir erst bewusst, was diese alles für ihre Mitarbeiter leisten müssen."
 

Während der intensiven neun Monate zeigte sie auch ihren Hang zum Künstlerischen. Für ihre Abschlussprüfung hatte sich Lucia Pocinková etwas Besonderes überlegt: "Mein Thema basierte auf einem Schachbrett aus Malachit-Edelsteinen", erzählt sie. Ihre Modelle waren als König und Königin gestylt, die ein Schachturnier in einer römischen Villa besuchen. Das kalte Grün der Malachite fand sich im Pony der Frau und im Make-up des Mannes wieder. "Die Prüfer waren beeindruckt, dass ich mir das alles allein ausgedacht habe." Dank ihrer Kreativität fand sie auch schnell einen Job in einem Leipziger Salon, in dem sie sich auch finanziell wertgeschätzt fühlt.

"Als Friseurin schenkt man den Menschen ein Stück Selbstbewusstsein, deshalb sollte man sich nicht unter Wert verkaufen."

Ihr langfristiges Ziel ist es, sich in einigen Jahren in die Selbstständigkeit zu wagen. "Es ist ein großer Traum von mir, irgendwann einen eigenen Salon in Leipzig aufzubauen", sagt Pocinková. Denn in der Messestadt will sie auf alle Fälle bleiben. "Hier ist der Ort, an dem ich Wurzeln schlagen will."

Robert Iwanetz

Meister 2018
Robert Iwanetz