Leipzigs cleverster Gründer ist ein Handwerker
Handwerkskammerpräsident Dirschka: "Nachfolgeoffensive zahlt sich aus."
6. Mai 2003 | Das Rezept für die perfekte Betriebsgründung: Man suche sich ein renommiertes Unternehmen, steige als Mitarbeiter und potenzieller Nachfolger ein, erarbeite sich Stück für Stück die spezifischen Informationen und übernehme dann den Betrieb. So geschehen bei der Prüftechnik und Metallbau GmbH in Frankenheim bei Leipzig, so perfekt, dass der neue Chef - der 36-jährige Metallbaumeister Stephan Völkers - heute mit dem StartUp-Preis der Stadt Leipzig für das beste Gründungskonzept prämiert wird.
Als technischer Angestellter begann Völkers 2001 seine Arbeit in dem deutschlandweit etablierten Handwerksbetrieb, auf dessen Referenzliste Glas-Stahlkonstruktionen am Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig und in der Universitätsbibliothek in Jena glänzen. Vom ersten Tag an war er sich mit dem 60-jährigen Chef Gerd Hofmann einig, die Betriebsübernahme gemeinsam vorzubereiten. Im November 2002 war es dann soweit: Stephan Völkers gründete eine eigene Firma, kaufte die seines Chefs und übernahm alle 23 Mitarbeiter.
"Eine Übergabe wie aus dem Lehrbuch", bescheinigt Joachim Dirschka, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, dem Betrieb und reiht sich unter die ersten Gratulanten bei der feierlichen Preisverleihung zum 1. Regionalsieger des StartUp-Wettbewerbs in Leipzig. "Dieser Erfolg macht uns als Handwerkskammer stolz, denn er beweist: unsere vielschichtigen Beratungs- und Veranstaltungsangebote zum Thema Nachfolge zahlen sich für die Betriebe aus." Die Berater der Kammer standen auch der Prüftechnik und Metallbau GmbH bei diesem wichtigen betrieblichen Prozess mit Rat und Tat zur Seite.
Bereits im Jahr 2000 startete die Kammer ihre Nachfolgeoffensive Handwerk. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ein Trend bereits ab, den eine Befragung 2002 bestätigte: Fast ein Drittel aller Handwerksunternehmer plant, in den nächsten zehn Jahren seinen Betrieb zu übergeben. Mehr als 200 Teilnehmer an den Informationsveranstaltungen der Nachfolgeoffensive beschäftigten sich mit den rechtlichen, steuerlichen, finanziellen und psychologischen Aspekten der Unternehmens- nachfolge. Im Anschluss daran nahmen 16 am Coaching-Projekt der Kammer teil - einem 60-stündigen betriebswirtschaftlichen Intensivkurs für die Übergabe, in dem zusätzlich betriebsspezifische Lösungen erarbeitet und mit einem Coach vor Ort umgesetzt werden. Die Nachfrage ist so groß, dass das Projekt im Herbst erneut angeboten wird.
Wie brisant die Nachfolgeproblematik im Handwerk weiter ist, zeigte auch die Auftaktveranstaltung der zweiten Auflage der Nachfolgeoffensive im April. Rund 100 Unternehmer und potenzielle Nachfolger strömten ins Haus des Handwerks, um sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Nachfolge zu informieren. Ebenso viele werden für den 18. Juni um 18 Uhr erwartet. Dann dreht sich alles um die steuerlichen Aspekte der Nachfolge.
