Keine Wahl gehabt. Lutz Goldschmidt ist seit 25 Jahren Elektromeister und Geschäftsführer der Licht+Kraft GmbH Co. KG. Bild: Robert Iwanetz
Robert Iwanetz

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 07-08/2021Keine Wahl gehabt

Ein Porträt von Robert Iwanetz.

Lutz Goldschmidt ist seit 25 Jahren Elektromeister und Geschäftsführer der Licht+Kraft GmbH Co. KG. Er wurde Unternehmer wider Willen und ist trotzdem mehr als Erfolgreich in dieser Rolle.

Lutz Goldschmidt hatte eigentlich nie vor, in der Firma zu bleiben, in der er nun seit über 20 Jahren als Geschäftsführer tätig ist. Schon seine Lehre hätte er am liebsten woanders verbracht – nur nicht in der Produktionsgenossenschaft des Elektrohandwerks „Licht und Kraft“, in der sein Vater Gerd damals als Elektro-Ingenieur Bereichsleiter war. Doch in der DDR wurden die Ausbildungsplätze zugeteilt. „Da hatte ich keine andere Wahl“, sagt der heute 53-Jährige Elektromeister.
 

Über nacht Verantwortung für Unternehmen und Belegschaft

Nach der Wende wollte er eigentlich eine eigene Firma gründen. Dafür quälte er sich drei harte Jahre neben seiner Funktion als Bereichsleiter – die er von seinem Vater übernommen hatte, der selbst zum Geschäftsführer aufgestiegen war – durch die Abendschule. Doch kurz nachdem er den Meistertitel in den Händen hält, durchkreuzt das Schicksal erneut seine Pläne. Sein Vater ist an Krebs erkrankt und verstirbt 1998. Der Gesellschafterkreis der Firma wendet sich mit der Nachfolge an Lutz Goldschmidt.

Auf einmal ist er mit 31 Jahren, ohne jegliche Übergabe des Geschäfts, für mehr als 60 Mitarbeiter zuständig, kämpft mit fast 20 Gesellschaftern um jede größere Investition und muss viele schwierige Jahre auf dem damals hart umkämpften Markt der Handwerksbetriebe überstehen. „Diese ganze Zeit hätte ich niemals ohne meine Frau geschafft. Sie hat mir immer den Rücken freigehalten“, erzählt Lutz Goldschmidt.

Nach der Jahrtausendwende formt er das Unternehmen, das über eine eigene Tiefbauabteilung verfügt, zu einem der größten Elektrobetriebe in der Region rund um Leipzig. Der Jahresumsatz bewegt sich konstant zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Die Hauptgeschäftsfelder sind Havariereparaturen an den Netzen sowie die Bereitstellung von Baustrom. Zu den Kunden gehören beispielsweise die Deutsche Telekom, die Leipziger und die Delitzscher Stadtwerke, in Markleeberg kümmert sich der Betrieb um die Wartung der Straßenbeleuchtung. „Wir machen fast alles, außer Wohnungsbau. Für unsere Kunden sind wir Problemlöser, wenn es wirklich darauf ankommt“, erzählt der Vater zweier Töchter.
 

Mehr als 40 Lehrlinge zu Gesellen ausgebildet

Er selbst wusste schon seit seiner Kindheit, dass er – genau wie sein Vater – einmal Elektriker werden will. „Das ist noch immer mein absoluter Traumberuf“, sagt Goldschmidt. In den Sommerferien arbeitete er bereits in der PGH mit, ein Engagement, das er heute bei vielen Jugendlichen und damit potenziellen Lehrlingen vermisst. „Da versucht kaum einer noch herauszufinden, ob ihm das Handwerk liegt“, erzählt der Elektromeister, unter dessen Führung in den vergangenen Jahren über 40 Gesellen in der Firma ausgebildet wurden.
 

Das Ansehen des Handwerks wird wieder steigen

Er selbst sorgt sich aber nicht um die Zukunft des Handwerks. Je voller die Auftragsbücher und je länger damit die Wartezeiten für die Kunden werden, umso stärker werde auch das Ansehen des Handwerks wieder steigen, prognostiziert er.

Ihm selbst ist die Traditionspflege in seinem Gewerk äußerst wichtig. So engagiert er sich neben seinem Job als Geschäftsführer auch als Obermeister der Leipziger Elektro-Innung und als stellvertretender Vorsitzender des Fachverbands für Elektro- und Informationstechnik Sachsen. „Ich wurde gefragt und konnte mich dann gut einbringen“, sagt Lutz Goldschmidt über seine ehrenamtlichen Tätigkeiten. Gerade ist er dabei, das 30-jährige Jubiläum seiner Innung mit zu organisieren. „Vielleicht schaffen wir es in diesem Jahr auch, eine Feier nachzuholen“, sagt der gebürtige Leipziger. Sein persönliches Jubiläum als Silbermeister ist für ihn indes nicht so wichtig. „Dafür musste ich ja nichts tun, außer ein bisschen älter zu werden.“
 

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Licht+Kraft GmbH Co. KG

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammer zu Leipzig 07-08/2021 erschienen.


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