Junger Kunsthandwerker mit Herz für Kinder
Nobert Töpfer

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 07/2019Junger Kunsthandwerker mit Herz für Kinder

Ein Porträt von Norbert Töpfer.

Der 31-jährige Zimmerermeister Marcus Scholz aus Nordsachsen sieht seinen Beruf als Lebenseinstellung. Er beschäftigt zwei Mitarbeiter, Ab August vervollständigt ein Lehrling das Team des Kunsthandwerkers.

Es gibt nur wenige Unternehmer, die ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen können. Marcus Scholz aus Nordsachsen gehört zu ihnen, denn der erst 31-Jährige ist Zimmerermeister und Inhaber der Holzkunst Torgau. Wer sich mit ihm trifft, hat es schwer, ihn über seinen Job zu befragen. Denn sein Handy klingelt in Minutenabständen. „Deshalb habe ich auch keine Klingel an meine Werkstatttür installiert, weil ich dann nicht mehr zum Arbeiten kommen würde“, sagt der Handwerker, der bereits vor zwölf Jahren den Meisterbrief erhielt. „In der Zeit dazwischen musste ich meinen Zivildienst leisten, sodass ich erst zwei Jahre später diese Firma gründen konnte.“
 

„Mischung“ aus Zimmerer und Künstler

Er lebt für seinen Beruf. „Er ist eine Lebenseinstellung. Es ist Leidenschaft, Spaß und Freude zugleich. Wenn man wie ich den Beruf seines Lebens gefunden hat, ist es keine Arbeit mehr, sondern eine Berufung. Ich schöpfe aus meinem Schaffen Kraft für weitere Aufgaben“, beschreibt Scholz seine Tätigkeit. Er fühlt sich weder als Zimmerer noch als Künstler. „Es ist eine Mischung. Ich bin Kunsthandwerker.“ Seine Arbeitszeit ist spezifisch. „Ich bin täglich von 7 bis 20 Uhr und länger in der Firma. Allerdings nicht durchgehend. Nachmittags hole ich meine Tochter Emma aus dem Kindergarten ab und beschäftige mich mit ihr. Ich plane den ganzen Tag nach meinem Kind.“ Der Vorteil: „Ich bin dadurch abends lange in der Firma und habe meine Ruhe. Da kann ich mich auf meine Arbeit konzentrieren, ohne dass ich durch Anrufe unterbrochen werde. Gerade wenn ich über etwas nachdenke, sind Störungen ungünstig, weil ich den Faden verlieren kann. Und meine Gedanken sprießen bei dieser Ruhe. Dieser Job bestimmt eben mein ganzes Leben.“
 

„Papa, das ist cool.“

Apropos Kinder. Sie spielen eine wichtige Rolle in seinem Alltag. „Die Kids inspirieren mich. Die meisten von ihnen sind ehrlich, sodass ich ihr Urteil über meine Arbeit sehr ernst nehme.“ Seine Liebe zu den Kids spielt auch eine wichtige Rolle bei seinem sogenannten Wackelturm, den er eigentlich nur für die Sprösslinge des Kindergartens seiner Tochter entwickeln wollte. Bei diesem Holzturm haben die Kinder die Aufgabe, ein Holzteil von diesem Bauwerk zu entfernen und es oben drauf zu setzen. Dabei soll das Bauwerk möglichst nicht umkippen. Dieses Teil wurde zur Attraktion. Die Kinder waren begeistert. Das Urteil von Tochter Emma: „Papa, das ist cool. Das müssen alle Kinder spielen.“ Scholz stellte sein Bauwerk auf Facebook vor. Der Erfolg war riesig. Die Konsequenz für den Kunsthandwerker: Statt fünf Wackeltürmen, die er an Kitas verschenken wollte, baute er 65 Stück und stellte sie den Kindereinrichtungen zur Verfügung – kostenlos. Zahleiche Firmen aus der Region übernahmen die Patenschaft über einen solchen Wackelturm, und schenkten sie den Kindereinrichtungen. „Wir bauen diese Türme natürlich weiter, aber wir verkaufen sie inzwischen“, erklärt Scholz
 

Holzkunst für Jung und Alt

Er beschäftigt derzeit zwei Mitarbeiter, die ihm helfen. Die künstlerischen Arbeiten mit der Kettensäge erledigt er selbst. Ab August vervollständigt ein Lehrling das Team des Kunsthandwerkers. Die Produkte der Holzkunst Scholz sind gefragt und zwar nicht nur in Nordsachsen. Inzwischen kaufen viele Leute aus der Region Leipzig, den alten Bundesländern und sogar aus der Schweiz und Österreich bei ihm. „Im Juni fahre ich sogar zum Schnitzen nach Wien“, verrät Scholz. Die beliebtesten Produkte für Kinder sind Baumhäuser, Spielhäuser, Kindermöbel und je nach Kundenwunsch spezielle Tische. Für die Erwachsenen fertigt Scholz unter anderem Designmöbel, die verschiedensten Inneneinrichtungsmöbel und Waschtische. Aber er bietet auch besondere Produkte an Spezialverkaufstagen an. Dabei können die Kunden unkonventionelle Gartenmöbel erwerben. Er fertigt für solche Tage zudem per Motorsäge spezielle Skulpturen an. Der Renner ist derzeit eine Eule, die der Holzkunstschaffende in verschiedenen Größen herstellt. Auch Carports produziert Scholz. Er engagiert sich zudem für die Landesgartenschau 2022 in Torgau. „Ich säge dafür den Theo-Bären.“
 

Produkte mit Niveau

Der Holzkunst-Chef ist stolz auf seine erfolgreiche Arbeit. „Ich habe ein Alleinstellungsmerkmal. Es wird dadurch gekennzeichnet, dass ich individuell zahlreiche Holzprodukte säge, die kein Mitbewerber anbietet. Das ist nicht überheblich gemeint. Es gibt schließlich viele gute Handwerker in unserer Region. Aber ich glaube, dass keiner mit der Motorsäge so umgehen kann wie ich.“ Äußerst wichtig für Scholz ist, dass er viele Ideen entwickelt. „Ich könnte mehr Geld verdienen, wenn ich stupide meine Aufträge abarbeiten würde. Aber das ist nicht meine Strategie. Vieles, was ich herstelle, dauert länger. Aber ich möchte Produkte mit Niveau bauen. Mein Job ist schließlich mein Leben.“ Zu seinen Kunden hat Scholz ein besonderes Verhältnis. „Die Chemie muss stimmen. Ich habe schon Leute wegtreten lassen, weil sie unverschämt waren. Ich möchte mir die Zeit nicht mit solchen Menschen versauen. Aber so etwas ist zum Glück nur zweimal passiert. Mir ist inzwischen die Ruhe bei der Arbeit wichtig.“
 

Gemeinsame erfolgreiche Entwicklung

Zurück zu den Kindern. Sie hat Scholz bei seinem zweiten Kettsägenfestival über die Sieger entscheiden lassen. „Das gehört zu meiner Berufsphilosophie. Die Kleinen sind unbefangen und sehen die Dinge mit anderen Augen.“ Immerhin kamen im April dieses Jahres 2.500 Besucher zum zweitägigen Kettensägenfestival ins Gewerbegebiet an der B87 in der Torgauer Eilenburger Straße, wo die Holzkunst Scholz ihren Sitz hat. Die Freude von Scholz über die Entwicklung seiner Firma ist indes nicht ungetrübt. „Der Neidfaktor der Unternehmer in Torgau wird immer schlimmer. Sie sollten sich lieber öfter zusammensetzen und sich über ihre Probleme austauschen, um daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen zur gemeinsamen erfolgreichen Entwicklung zu ziehen.“
 

Mehr Informationen

www.holzkunst-scholz.de

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 07/2019 erschienen.


wolter-dr. andrea-web2023 Marco Kitzing

Dr. Andrea Wolter

Pressesprecherin

Dresdner Straße 11/13

04103 Leipzig

Tel. 0341 2188-155

Fax 0341 2188-25155

wolter.a--at--hwk-leipzig.de