Ich möchte nichts anderes machen

Im Herbst 2014 hat Kathrin Pilot ihre Meisterprüfung im Malerhandwerk abgelegt – als eine der Besten ihres Jahrgangs. Im Interview erklärt die 26-Jährige, was ihr am Beruf gefällt, welche Erkenntnisse ihr die Meisterschule gebracht hat und wie ihr Blick in die Zukunft aussieht.

Meisterinnen und Meister 2015 im Porträt: Kathrin Pilot, Meisterin im Maler- und Lackiererhandwerk.
Constanze Arnold

Wie sind sie zum Beruf der Malerin und Lackiererin gekommen??

Ich habe bis zur elften Klasse das Gymnasium besucht, wollte aber kein halbherziges Studium beginnen. Mein Vater hat einen eigenen Malerbetrieb, da bin ich mehr oder weniger reingewachsen. Er hat mich schon früh mit auf die Baustelle genommen und das war für mich immer eine schöne Alternative, mich kreativ auszutoben. Und deshalb habe ich dann die Ausbildung angefangen - auch mit dem Ziel, irgendwann vielleicht die Firma zu übernehmen.

Ausgebildet wurden Sie von Ihrem Vater?

Ja, ich wusste eben, dass ich bei meinem Vater wirklich sehr viel lernen kann, weil ich vor seinem handwerklichen Geschick großen Respekt habe. Dort konnte ich mir wirklich eine Menge abgucken. Es war eine strenge Ausbildung, aber es wurde mir auch viel gezeigt - und das ist nicht in jeder Firma gegeben.

Wie kam es, dass Sie sich dann für die Meisterschule entschieden haben?

Ich hatte von Anfang an geplant, später meinen Meisterbrief zu machen. Aber vorher wollte ich erst eine Weile arbeiten. Es gibt Maler, die direkt nach ihrer Ausbildung den Meister beginnen – das wollte ich nicht tun. Denn man braucht wirklich Baustellenerfahrung und ein bisschen Praxiswissen. Es ist halt nicht immer so, wie es in den Büchern steht. Da hilft Erfahrung.

Und wie war die Meisterschule in Leipzig und im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer aus Ihrer Sicht?

Das lief eigentlich ganz gut für mich - wenn es auch streng und anspruchsvoll war. Ich habe im September 2013 angefangen und hatte innerhalb eines Jahres alle meine Prüfungen in der Tasche: den kaufmännischen und pädagogischen Teil, die Fachtheorie und die Praxis. Nur auf mein Zeugnis musste ich lange warten, das war das einzige Manko.

Was hat die Meisterschule zusätzlich zur Fachqualifikation gebracht?

Ich habe sehr viel über meine Stärken und Schwächen herausfinden können. Ich hätte zum Beispiel nie damit gerechnet, dass ich ein Händchen für den betriebswirtschaftlichen Teil habe: Bilanzen, Rechnungen erstellen, Marketing. Deshalb habe ich mich jetzt um ein berufsbegleitendes BWL-Studium beworben. Das hätte ich vorher so nie entschieden. Und überhaupt fühle ich mich jetzt selbstbewusster und kompetenter im Fach als vorher.

Sie waren die einzige Frau in Ihrer Meisterklasse. War das ein Thema?

Klar, das spielt immer eine Rolle. Aber wenn man damit umzugehen weiß und sich behaupten kann, ist das eigentlich nichts Negatives. Ich hatte damit nie Probleme, sei es in der Ausbildung, im Berufsleben oder jetzt in der Meisterschule - ganz im Gegenteil. Bei der Kundschaft kommt das zum Beispiel immer gut an. Man ist wahrscheinlich körperlich nicht so stark wie Männer, aber dafür im Umgang mit dem Kunden ein bisschen sensibler, vielleicht empathischer. Ich glaube, man bekommt so auch schneller das Vertrauen von den Menschen, die einen ja doch in ihre Wohnung reinlassen.

Meisterinnen und Meister 2015 im Porträt. Bild: fotolia.com - Hoda Bogdan
Hoda Bogdan / fotolia.com

Was macht das Malerhandwerk für Sie so besonders?

Das Schöne ist, dass man viel Abwechslung hat. Man arbeitet immer an anderen Orten, hat unterschiedliche Aufträge, lernt neue Dinge. Man macht immer verschiedene Arbeiten und hat nicht diese tägliche Routine wie in anderen Berufen. Letztendlich denken viele, dass es sich nicht lohnt, sich die Hände dreckig zu machen. Aber ich finde meinen Beruf anspruchsvoll und schön. Körperliche Arbeit ist ja nicht unbedingt was Schlechtes.

Und was gefällt ihnen jetzt an Ihrer neuen Position am besten?

Aus der Sicht einer Meisterin freut es mich, mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen. Und dass ich einfach mehr Themengebiete abdecken kann: Da gibt es einen kleinen Teil im Büro, außerdem fahre ich zu Kunden und berate. Dann bin ich auch mal auf der Baustelle und mache Lieferungen. Das ist schon ein toller Beruf als Vorarbeiterin oder Meisterin. Ich kenne viele in meinem Freundeskreis, die mich darum auch beneiden. Und da ich mich fürs Marketing besonders interessiere, lege ich eben meinen Schwerpunkt darauf, darüber nachzudenken, was die Firma noch voranbringen kann. Es ist wirklich von A bis Z alles dabei. Und das ist so toll - ich möchte nichts anderes machen!