Seniorunternehmer und jüngerer Handwerker im Gespräch. Bild: auremar / stock.adobe.com
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Generationswechsel im Betrieb bewältigt?

Jedes Jahr steht für Tausende Unternehmerinnen und Unternehmer ein Wechsel an der Firmenspitze an, vorrangig aus Altersgründen. Laut Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stellt sich in Sachsen von 2022 bis 2026 bei mehr als 7.600 Unternehmen die Frage der Nachfolge. Gestandene Handwerkspersönlichkeiten möchten ihr Lebenswerk in jüngere Hände legen.

Wer einen Betrieb per Nachfolgelösung übernimmt, hat neben einem etablierten Kundenstamm noch weitere Vorteile gegenüber Start-ups, die ganz von Null anfangen müssen. Aber bei Firmennachfolgen sind diverse Herausforderungen meistern.
 

Seit 2017 Unternehmen übernommen? Jetzt an Umfrage teilnehmen!

Um Unterstützungsangebote wie Investitionszuschüsse oder Beratungsleistungen in diesem Bereich zu optimieren, untersucht das sächsische Wirtschaftsministerium (SMWA) derzeit das Nachfolgegeschehen im Freistaat. Wer seit 2017 ein Unternehmen im Freistaat übernommen hat, sollte unter www.nachfolgebefragung.sachsen.de an der Umfrage teilnehmen. Die Befragung läuft noch bis 16. Februar 2023 und erfolgt selbstverständlich anonym.

Die mit der Umfrage gewonnenen Daten sollen dazu beitragen, dass Übergeber und Übernehmerseite zielgerichteter zu unterstützen und das Netz an Institutionen und Einrichtungen, die beim Übergang helfen, dichter zu knüpfen.



 
Nachfolge- oder Übernahmeberatung gewünscht?

Neuunternehmerinnen und -unternehmer im Handwerk können natürlich auch auf die Expertise der Handwerkskammern im Bereich der Gründung und Nachfolge bauen. Das Team der Handwerkskammer zu Leipzig hilft bei konkreten Fragen zu Übernahmen, etwa auch zur Wertermittlung von Firmen. Die kostenfreie Beratung kann während des gesamtes Übergabeprozesses in Anspruch genommen werden. Die wichtigsten Knackpunkte bei der Übergabe beziehungsweise eines Unternehmens haben wir hier noch einmal zusammengefasst.
 

Die größte Herausforderung: Der Beratungsbedarf bei Betriebsübergaben ist hoch. Trotzdem wird die Firmennachfolge oft zu lange verdrängt. Dabei geht es bei der Regelung des Übergangs nicht nur um eine möglichst reibungslose Übergabe des Maschinenparks und der Mitarbeiter an einen neuen Chef oder eine neue Chefin, sondern auch um das optimale Modell der Alterssicherung des Unternehmers. Verbunden ist der Prozess mit vielen Fragen, wie beispielsweise Wertermittlung, Steuern und Haftung. „Das Durchschnittsalter der Betriebsinhaber beträgt deutschlandweit etwa 55 Jahre. Im Kammerbezirk Leipzig ist beinahe jeder fünfte Betriebsinhaber der Altersgruppe der über 60-Jährigen zuzurechnen. Als größte Herausforderung für das Gelingen einer Betriebsübergabe sehen die Inhaber die Suche nach einem geeigneten Nachfolger“, weiß Jens Krause, Nachfolgeberater der Handwerkskammer. Die Mehrheit der Unternehmen möchte die Weiterführung des Betriebes am liebsten in die Hände eines Familienmitgliedes legen. Aber auch die potenzielle Übergabe an einen erfahrenen Mitarbeiter oder eine Existenzgründerin beziehungsweise der Verkauf an einen Wettbewerber sollten in Betracht gezogen werden.

Unternehmenswert sollte frühzeitig ermittelt werden: Familieninterne Übergaben erscheinen auf den ersten Blick die organisatorisch einfachsten. „Allerdings funktionieren sie nur reibungslos, wenn der Senior dem Nachfolger Freiraum bei Entscheidungen gewährt, dessen Fach- und Führungskompetenzen anerkennt, auch wenn sie nicht immer den eigenen Vorstellungen entsprechen. Gelingt das nicht, kann es zu Vertrauensverlusten bei Mitarbeitern und Geschäftspartnern kommen. Das gefährdet das Unternehmen“, berichtet Krause. Weiterer Knackpunkt der Übergabe sei die Ermittlung des Unternehmenswertes. Nur schätzungsweise für jeden fünften Betrieb, der demnächst übergeben werden soll, wurde bereits der Unternehmenswert ermittelt. „Die Meinungen zu den Unternehmenswerten zwischen Inhaber und potenziellem Nachfolger liegen allerdings oft auseinander. Manche Kaufpreisvorstellung lässt sich nicht durchsetzen, weil ideelle Faktoren wie Kundenstamm und Lieferantenbeziehungen zu wertvoll angesehen werden“, sagt Jens Krause. Entscheidend sei in der Praxis, nicht die Höhe einer Bewertung, sondern das Finden eines Kaufpreises, der aus den Firmenerträgen finanzierbar ist und dem Übernehmer einen angemessenen Unternehmerlohn übrig lässt.

Spielräume des Erben sind eingeschränkt: Ein Drittel der Unternehmer sieht in steuerlichen Aspekten eine besonders große Herausforderung der Übergabe. Der Kaufpreis soll nicht mit zu hohen steuerlichen Abzügen verringert werden. Bei familieninternen Übergaben geht es vor allem um die Erbschaftssteuer. Denn obwohl den Erben vom Gesetzgeber Verschonungsregelungen für Betriebsvermögen eingeräumt werden, sind diese an Auflagen gebunden, die meist über einen langen, nicht überschaubaren Zeitraum wirken. Ein Beispiel ist die Verknüpfung an die Lohnsumme. Die Spielräume des Erben für die Umstrukturierung des Unternehmens, zum Beispiel die Aufgabe von Geschäftsfeldern oder technische Innovation, ist dadurch deutlich eingeschränkt, weil bei Entlassung von Mitarbeitern oder gar Betriebsschließung das verschonte Betriebsvermögen nachversteuert werden muss.

Ein selten konfliktfreier Prozess: Noch keine konkreten Vorstellungen, wer den Betrieb weiterführen soll? „Wer seinen Betrieb mit Eintritt in den – selbstgewählten – Ruhestand nicht auf- sondern weitergeben will, sollte ab zirka dem 60. Lebensjahr an die Vorbereitung der Nachfolge denken. Der Prozess ist selten konfliktfrei und kann gerade bei nicht familieninternen Übergaben länger dauern, da der passende Nachfolger erst gefunden werden muss“, gibt Krause zu bedenken. Je eher und systematischer die Vorbereitungsphase ablaufe, desto höher sind die Erfolgschancen für eine Unternehmensübergabe. „Für die vorausschauende Beratung ist die Handwerkskammer ist auf jeden Fall eine erste Anlaufstelle, seien es Informationsveranstaltungen oder individuelle Gespräche“, so der Betriebsberater.





ansprechpartner

Jens Krause

Betriebsberater

Dresdner Straße 11/13

04103 Leipzig

Tel. 0341 2188-313

Fax 0341 2188-25313

krause.j--at--hwk-leipzig.de