Ein Sieg mit Posaunen und Trompeten
Das Leipziger Musikhaus Syhre stellt zum dritten Mal den besten Metallblasinstrumentenmacher Deutschlands
21. November 2003 | Tobias Schubert träumt nicht von Trompeten. Und trotzdem hat er es geschafft: Der 20-Jährige erkämpfte sich den Titel "Erster Bundessieger im Metallblasinstrumentenmacherhandwerk" und ist damit Deutschlands bester Junghandwerker auf seinem Gebiet. Mit ihm hat sein Ausbildungsbetrieb, das traditionelle Leipziger Musikhaus Syhre, seit 1990 bereits den dritten Bundessieger hervorgebracht, von insgesamt drei Lehrlingen.
Der Posaunenstimmbogen aus Blech, Schuberts Prüfungsstück, war noch am Morgen des 15. November in der Berufs- und Fachschule für Instrumentenbau in Ludwigsburg ein schlichtes Stück Blech. Daneben lag das historische Anschauungsstück, das es von den Wettbewerbsteilnehmern unter gleichen Voraussetzungen nachzubauen galt. "Das Maß ist das A und O", erklärt der Junggeselle nicht ohne Stolz und deutet auf die beiden Öffnungen am Stimmbogen. Bestmögliche Genauigkeit in nur fünf Stunden Zeit war das Ziel, Tobias Schubert hat die Prüfungskommission überzeugt.
Zu danken hat er das in erster Linie seinem eigenen Geschick und Können, aber auch seinem Ausbilder Friedbert Syhre. Dieser hat in 40 Jahren 22 Metallblasinstrumentenmacher ausgebildet und neun weiter zu Handwerksmeistern. Nach der Wende hat jeder seiner Lehrlinge den Praktischen Leistungswettbewerb (PLW) der Handwerksjugend auf Bundesebene gewonnen und Syhre ist sich sicher: Hätte es den Ausscheid vorher hier gegeben, wären es noch mehr. Um sein Bundessieger-Rezept macht der Seniorchef des Musikhauses kein Geheimnis: "die richtige Mischung aus Fachwissen, Geduld und Strenge." Der PLW wird jährlich in jedem Handwerk zuerst auf Handwerkskammer-, dann auf Landes- und schließlich auf Bundesebene ausgetragen.
Als Bester seines Jahrgangs kann Tobias Schubert jetzt bei der Handwerkskammer Begabtenförderung beantragen, die vom Bundesbildungsministerium gezahlt wird. Damit kann er drei Jahre lang ein Stipendium für seine persönliche Weiterbildung in Anspruch nehmen. Genaue berufliche Zukunftspläne hat Schubert jedoch noch nicht: vielleicht Meisterschule, vielleicht ein Praktikum im Ausland. Erst einmal ist er froh, nach der Lehre im Musikhaus Syhre eine Anstellung bekommen zu haben.
Tobias Schubert steht noch am Anfang seiner Karriere, hat sich im handwerklichen Können gegen seine Konkurrenten behauptet. Ausruhen sollte er sich auf dem Erfolg jedoch nicht, meint sein Juniorchef Frank Syhre: "Noch höher ist die Kunst, Neues zu entwickeln. Sie ist wie ein Virus, kann sogar zur Sucht werden. Ein sehr guter Metallblasinstrumentenmacher träumt von Instrumenten."
