Im Bildungs- und Technologiezentrum zeigt sich, dass ältere Lehrlinge wie der "studierte Zimmermann" Daniel Fechtel (r.) einen positiven auf ihre Klasse haben. Hier vermisst er gemeinsam mit Jakob Steglich Teile für einen Holzbock.
Handwerkskammer zu Leipzig

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 04/2015Ein guter Zimmermann

Ein Porträt von Constanze Arnold.

Mit Anfang Dreißig noch eine Berufsausbildung beginnen? Der studierte Architekt Daniel Fechtel hat es gewagt und erlernt nun das Traditionshandwerk des Zimmerers.

Daniel Fechtels Berufsweg hat so einige Wendungen genommen: Nach der Ausbildung zum Augenoptiker holt er parallel zum Job das Abitur nach, um im Anschluss Architektur zu studieren. Doch beim Berufseinstieg kommt die Ernüchterung: Geringes Gehalt trotz Bachelorzeugnis, endlose Stunden am Computer und auch der begonnene Master bringt keinen Spaß. Und so entscheidet sich Fechtel für einen Neuanfang: als Zimmererlehrling. Doch warum die lange Suche? „Mir hat am Anfang ein bisschen die Orientierung gefehlt. Mit 16 soll man entscheiden, was man für den Rest seines Lebens machen will – das war für mich einfach sehr schwer.“

Jetzt hat der 31-Jährige schon die ersten Monate der Ausbildung hinter sich. Neben der Arbeit in seinem Ausbildungsbetrieb BASAN Bauwerke aus Holz in Schkeuditz lernt Fechtel nun mit zwölf anderen Azubis im ersten Lehrjahr am Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig den Beruf des Zimmermanns. Sein Lehrausbilder, der Zimmerermeister Robby Moosdorf, hält große Stücke auf seinen ältesten Schützling: „Er ist ein absolut talentierter Handwerker.“ Außerdem sieht er den positiven Einfluss, den Fechtel und auch andere ältere Azubis auf ihre Mitschüler haben. Denn ihnen fällt es oft leichter, Erklärungen aufzunehmen und bei Unklarheiten genauer nachzufragen. „Dadurch haben wir hier schon ein sehr erwachsenes Klima.“ Daniel Fechtel genießt jetzt vor allem den Spaß am Handwerklichen. Der theoretische Unterricht der Grundstufe, die verschiedene Ausbildungsberufe am Zentrum noch zusammen durchlaufen, fällt ihm bisher leicht. Und in der Werkstadt lernt er viel aus der täglichen Arbeit selbst dazu. Kaum noch muss er Inhalte nach Feierabend nacharbeiten, wie damals zu Hochschulzeiten. Doch natürlich war nicht alles, was er im Studium gelernt hat, umsonst. „Ich bin nicht wirklich weg von der Architektur. Ich verwerte dieses Wissen täglich, gerade im Betrieb.“ Dort sind vor allem im Umgang mit Kunden, zum Beispiel bei der Präsentation von Projekten, die theoretischen Kenntnisse von Vorteil. Dafür blieben andere Fertigkeiten im Hörsaal auf der Strecke: „Ich hatte nach dem Studium keine Ahnung vom Alltag auf dem Bau. Deshalb hat mir die Architekturausbildung nicht ausgereicht.“ Dahinter steckt die solide Erkenntnis, sagt sein Chef Oliver Basan, dass es auf der Baustelle oft mehr bringt, wenn man als Architekt nicht nur eine Zeichnung auf dem Papier vorlegt, sondern den Kollegen „mit dem Hammer in der Hand“ zeigen kann, was man sich vorstellt. „Und es ist ja keine neue Richtung für ihn, sondern eine Konkretisierung. Ich finde es anerkennenswert, dass er das macht.“ Doch nicht nur die fachlichen Inhalte, auch finanzielle Erwägungen waren für Daniel Fechtel ausschlaggebend. Denn die Erwartung, man würde mit einem Uni-Abschluss mehr verdienen, hat sich leider nicht bewahrheitet. „Ich habe festgestellt, dass Architektur für viele ein recht schlecht bezahlter akademischer Job ist. Tatsächlich glaube ich, dass ich gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel auf dem Bau mehr verdienen kann.“

Für die Arbeit als Zimmerer, da sind sich Fechtel und sein Lehrer Moosdorf einig, braucht es mehr als nur Muskelmasse. Man müsse auch stets „fit im Kopf“ sein, denn bevor die Späne fliegen, wird erst gründlich geplant und gerechnet. Dieses Zusammenspiel findet Fechtel spannend; endlich hat er einen Beruf gefunden, der ihn herausfordert und Spaß bringt. Zimmerermeister Moosdorf hat diese Freude am Handwerk schon bei vielen quer einsteigenden Lehrlingen, die etwa ein Drittel seiner Klassen ausmachen, gesehen: „Diese Leute blühen richtig auf, weil sie mit ihren Händen etwas schaffen.“

Für die Zukunft hat Daniel Fechtel ein klares Ziel: „Ein guter Zimmermann werden. Das ist ja mit der Ausbildung hier noch nicht abgeschlossen, da braucht es noch einige Jahre, bis man eigenständig fit ist.“ Innerhalb seines Ausbildungsbetriebs möchte er deshalb wachsen und sich mit dem Unternehmen weiterentwickeln. Und vielleicht – aber nur vielleicht – wird es in vielen Jahren dann doch noch einen Masterabschluss geben.
 

Weitere Informationsquellen

 www.basan-zimmerei.de

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 04/2015 erschienen.


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