Kaufmanns 30 Jahre auf Erfolgskurs. Firma in ganz Deutschland gefragt / Junior Henry führt Betrieb / Senior Dieter mit 80 noch aktiv.
Norbert Töpfer

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 05/2021Eigentlich wollte ich in Afrika Staudämme bauen

Ein Porträt von Norbert Töpfer.

Kaufmanns sind 30 Jahre auf Erfolgskurs. Das Unternemen ist in ganz Deutschland gefragt. Junior Henry führt Betrieb – Senior Dieter ist mit 80 Jahren noch aktiv.

Ausgerechnet zum Frauentag am 8. März 1990 gründete Dieter Kaufmann die in der Kleinstadt Dommitzsch ansässige Firma Kaufmann. Der inzwischen 80-Jährige ist immer noch dabei, Sohn Henry (53) führt das Unternehmen. „Angefangen haben wir damals mit unserem Wartburg und einem geborgten Hänger – so sind Papi und ich losgezogen. Ich war damals 23 Jahre alt“, erinnert sich der Junior. Er erledigt mit seinem Team in ganz Deutschland Aufträge, während Kaufmann senior immer noch einspringt, wenn in der Region Torgau zusätzliche Aufträge erledigt werden müssen oder Mitarbeiter ausfallen. Dafür, dass der Betrieb aus Nordsachsen so gut läuft, zahlt Kaufmann junior einen hohen Preis: Oft kommt er erst Samstagabend in seinem Wohnort Torgau an, meist nach 500 Kilometern Fahrt von einer Großbaustelle. Allerdings führt ihn sein langer Weg nicht gleich nach Hause. „Zuerst fahre ich noch einmal in die Firma, um einige Dinge zu erledigen.“ Und Sonntagnachmittag düst er bereits wieder zurück zum Arbeitsort in Nord- oder Westdeutschland.
 

Eine hohe Wertschätzung unserer Arbeit

Womit sind die Mitarbeiter der erfolgreichen Firma beschäftigt? „Wir machen eigentlich alles, wie Heizen, Kühlen, Lüften, Trinkwasser, Solar, Brennstoffzellen und den kompletten Service dazu. Im Prinzip die gesamte hochwertige Gebäudetechnik. Und zwar vom Eigenheim bis hin zur Großbaustelle. Derzeit sind wir schon länger in Berlin unterwegs.“ Chef Kaufmann selbst ist meist als Oberbauleiter bei einem großen Energieversorger, wie bei einem Wasserstoff-Windparkprojekt sowie in der Erdgasumstellung bei Industriekunden tätig. Erst auf Nachfrage zählt der Torgauer einige große Projekte auf, die von seiner Firma realisiert wurden. „Wir haben vor kurzem in Berlin das Stadtschloss am Platz des ehemaligen Palastes der Republik installiert, ebenso die japanische Botschaft, die Zentrale des BND und das Rathaus Köln. Darauf sind wir als Firma sehr stolz, denn es bedeutet eine hohe Wertschätzung der Arbeit unserer Kollegen, und wir konnten wertvolle Erfahrungen sammeln“, erklärt Kaufmann junior. Und ergänzt: „Eigentlich wollte ich mal in Afrika Staudämme bauen. Doch dann kam die Wende, ich brach mein Studium in Leningrad nach zwei Jahren ab und kam zurück in die Heimat, nach Dommitzsch.“

„Von der großen weiten Welt direkt in die Kleinstadt bei Torgau. Mit der Firmengründung erfüllte sich Papi einen Lebenstraum. Und ich kann mich auch nicht beklagen: Ich liebe meine Arbeit und vermisse nichts, auch wenn ich kaum Freizeit habe“, zieht Kaufmann junior Bilanz und fügt an: „Die Wende bedeutete für uns eine neue Chance. Ich wusste damals nicht, was alles auf uns zu kommt. Ich weiß jetzt, dass wir das meiste richtig gemacht haben. Sonst hätten wir nicht das erreicht, wo wir heute als Firma stehen.“
 

Ein leistungsfähiges Team

Kaufmann junior legte 2014 die Meisterprüfung ab – für Gas- und Wasserinstallation und für Heizungsbau. Vater Dieter Kaufmann wurde kurz danach von der Handwerkskammer zu Leipzig von Präsident Claus Gröhn mit dem „Goldenen Meisterbrief“ ausgezeichnet. Das ist eine Ehrung für die Handwerker, die 50 Jahre als Meister tätig sind. „Gröhn hat unsere beiden Urkunden innerhalb von kurzer Zeit unterschrieben“, berichtet Kaufmann junior.

„Der Preis für diesen Einsatz ist hoch, aber o.K.“, sagt Henry Kaufmann und ergänzt: „Ich muss diszipliniert leben. Und was ganz wichtig ist: Ich muss in meiner Funktion genau wissen, was wir nicht können. Man kann nicht Wände mit dem Kopf einrennen, es ist deutlich klüger eine Tür zu suchen. Ich bin stolz darauf, welch leistungsfähiges Team wir aufgebaut haben, auf das ich stets zählen kann - und das mir den Rücken freihält, wenn ich unterwegs bin. Immerhin haben wir auch inzwischen fast 600 Stammkunden regional zu betreuen und das klappt auch ohne meine tägliche Anwesenheit gut.“
 

Ein Kämpfer in seinem Beruf

Freizeit kennt Henry Kaufmann so gut wie gar nicht. „Bis auf eine Ausnahme: Ich bin Schottland-Fan. Zu einem Geschäftstermin in Edinburgh bin ich spontan mit dem Pkw angereist, die Fahrt war schon ein Teil des Abenteuers. Und ich habe mich in dieses Land verliebt.“ Henry Kaufmann fährt jährlich inzwischen rund 100.000 Kilometer geschäftlich durch Deutschland. „Dabei konnte ich mir viel Fahrroutine aneignen. Trotzdem fahre ich entspannt, gern mit Abstandstempomat. Und ich reise auch mittlerweile selten am Tag eines Geschäftstermins an. Ich sage noch heute, wie verrückt es früher von mir war, am gleichen Tag zum Beispiel nach Köln zu reisen, stundenlang dort zu verhandeln und dann noch zurück zu fahren. So kann ich jetzt relativ entspannt einen Geschäftstermin angehen und mich vernünftig darauf vorbereiten.“

Von Vater Dieter hat Sohn Henry viel gelernt. „Papi ist ein Vorbild für mich, auch wenn jede Generation natürlich ihre eigene Art hat, Sachen anzugehen. Er ist ein Kämpfer in seinem Beruf als Handwerksmeister, er hat mich immer unterstützt. Jeden Tag beste Qualität abzuliefern, ist für ihn der Anspruch“, sagt der Junior über den rüstigen Senior."
 



Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammer zu Leipzig 05/2021 erschienen.


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