Digitale Projektplanung in der Tischlerwerkstatt. Bild: stock.adobe.com / Gorodenkoff
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Digitalisierung im Handwerk? Da ist noch Luft nach oben.

Obwohl viele Betriebe die Möglichkeiten des digitalen Wandels bereits großzügig ausschöpfen, spielt die Digitalisierung im Handwerk aktuell offenbar noch eine untergeordnete Rolle. Indizien dafür liefert die Studie "Wie tickt das deutsche Handwerk in Zeiten der Digitalisierung?". Als größte Herausforderungen führen die für die Untersuchung Befragten hohe Kosten, fehlenden wahrnehmbaren Mehrwert sowie IT- und Personalaspekte an. Social-Media-Aktivitäten finden im betrieblichen Alltag von Handwerkerinnen und Handwerkern jedoch bereits verstärkt statt. 

Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen ist in verschiedenen Berufsgruppen unterschiedlich ausgeprägt. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gab an, dass die Digitalisierung des eigenen Betriebs zwar angestoßen wurde, viele Prozesse aber noch analog erfolgen. Lediglich bei neun Prozent ist die Digitalisierung des eigenen Betriebs größtenteils vollzogen.
 

Digitalisierungspotenzial zum Beispiel im Bereich Werkzeug- und Geräteverwaltung

Insgesamt erfolgen viele Prozessschritte im Arbeitsalltag häufig noch analog – vor allem im Bereich Werkzeug- und Geräteverwaltung besteht Digitalisierungspotenzial. Beim Blick auf die Unternehmensgrößen zeigt sich die Tendenz: Je größer der Betrieb, desto eher wird Digitalisierung aktiv vorangetrieben. Dass das Digitalisierungsvorhaben aktuell oftmals in den Hintergrund rückt, liegt für 57 Prozent der Befragten im hohen Arbeitspensum begründet. Denn obwohl auch der berufliche Alltag im Handwerk unter anderem durch lange Lieferzeiten und höhere Materialkosten als Folgen des aktuellen Weltgeschehens beeinträchtigt ist, gibt es zahlreiche Aufträge. Knapp 90 Prozent der Befragten bewerten ihre aktuelle Auftragslage als gut oder sehr gut. Auftragsabschlüsse erfolgen insbesondere durch die Bestandskundschaft (77 Prozent) oder durch deren Empfehlung (73 Prozent).

Insgesamt werden über alle Unternehmensgrößen hinweg zu hohe Kosten (38 Prozent) als größte Herausforderung auf dem Weg zur Digitalisierung gesehen. Handwerksbetriebe mit weniger als fünf Angestellten sehen außerdem in der Digitalisierung oft keinen Mehrwert für Betrieb (45 Prozent) und Kundschaft (38 Prozent). In größeren Betrieben ab 50 Angestellten werden Schwierigkeiten eher auf IT- und Personalebene verortet. Für rund vier von zehn Befragten zählen die Gewährleistung der IT-Sicherheit, eine fehlende technische Infrastruktur (40 Prozent) und mangelnde personelle Ressourcen (39 Prozent) zu den größten Herausforderungen.
 

In Planung: Digitale Optimierung der Buchhaltung sowie von Lieferprozessen

Trotz dieser Herausforderungen und teilweise auch der Skepsis gegenüber neuen Technologien, planten die Betriebe zahlreiche Digitalisierungsmaßnahmen in den nächsten zwei Jahren. Der Fokus liege auf der Optimierung der Buchhaltung sowie Prozessen mit Lieferanten. Weiterhin planten – insbesondere größere Unternehmen – mit Digitalisierungsimpulsen in den Bereichen der internen Arbeitsorganisation und beim Datenschutz. 
 

Social Media hat Relevanz

Nahezu alle Handwerkerinnen und Handwerker, die an der Befragung teilnahmen, gaben an, mindestens ein digitales Gerät im beruflichen Alltag zu nutzen. Smartphone und Desktop-PC kommen hierbei am häufigsten zum Einsatz. Das Internet wird von der Hälfte der Befragten (52 Prozent) mehrmals täglich genutzt. Auch das Smartphone kommt bei drei Viertel der Personen (76 Prozent), die generell ein Smartphone beruflich verwenden, mehrmals täglich zum Einsatz. Sieben von zehn Profis geben weiterhin an, soziale Medien zu diversen Informations- und Kommunikationszwecken zu nutzen.

Während Facebook und WhatsApp eher der Kommunikation, beispielsweise mit Kollegen oder Kundinnen dienen, sei YouTube ein beliebter Kanal, um sich zu informieren. Vor allem in größeren Unternehmen seien Accounts, die handwerksspezifischen Content bieten, besonders gefragt. Mehr als 40 Prozent folgen Händlern oder Herstellern von Handwerksbedarf und Personen, die Produkte oder Problemlösungen vorstellen, so die Studienmacher.




Studienreihe "Wie tickt das deutsche Handwerk in Zeiten der Digitalisierung?"

Für die Studienreihe "Wie tickt das deutsche Handwerk in Zeiten der Digitalisierung?" haben das ECC KÖLN (www.ifhkoeln.de) und die Digitalagentur dotSource (www.dotsource.de) das Handwerk in Hinblick auf aktuelle Herausforderungen unter die Lupe genommen. 350 Profis aus verschiedenen Gewerken und Unternehmensgrößen wurden online befragt. Nicht nur Einschätzungen von Unternehmern und Unternehmerinnen, sondern auch von Mitarbeitenden, sind in die Studienreihe eingeflossen. Im Januar 2022 folgt noch eine Auswertung der Studienergebnisse zum Thema "Generationswechsel" und im Februar 2023 werden Analyseergebnisse rund um "Beschaffungsprozesse und (digitale) Services im Handwerk" publiziert.

Die Ergebnisse der Studie stehen unter www.ifhkoeln.de kostenfrei zur Verfügung. Um den Download abschließen zu können ist jedoch zunächst eine Registrierung und die (widerrufbare) Einwilligung zur Zusendung weiterer Informationen und Angebote der Studienpartner erforderlich.