Eine erfolgreiche Unternehmensübergabe muss sorgfältig vorbereitet werden. Harold hat es geschafft und kann nun als Pensionär seiner Leidenschaft als Fotomodel nachgehen.
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Archivbeitrag | Newsletter 2021

Jeder fünfte Handwerksbetrieb der Region Leipzig sucht in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Die Übergabe vorzubereiten, braucht Zeit und kompetente Partner.

Die Übergabe des eigenen Unternehmens ist ein sehr einschneidendes Ereignis und meist ein heikles Thema, das zu oft zu lange verdrängt wird. Bei der Regelung der Unternehmensnachfolge geht es nicht nur um eine möglichst reibungslose Übergabe des Maschinenparks und der Mitarbeiter an einen neuen Chef, sondern auch um das optimale Modell der Alterssicherung des Unternehmers. Verbunden ist der Prozess mit vielen Fragen, wie beispielsweise Wertermittlung, Steuern und Haftung.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat 2020 eine bundesweite Umfrage zum Thema durchgeführt, an der sich auch diverse Handwerksunternehmen aus dem Kammerbezirk Leipzig beteiligt haben.
 

Die größte Herausforderung

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass ein wachsender Anteil der Betriebe in näherer Zukunft an einen Nachfolger übergeben werden soll. Zudem ist der Beratungsbedarf zu Betriebsübergaben hoch. Das Durchschnittsalter der Betriebsinhaber beträgt deutschlandweit aktuell 55 Jahre.

Im Kammerbezirk Leipzig ist beinahe jeder fünfte Betriebsinhaber der Altersgruppe der über 60-Jährigen zuzurechnen. Deutlich wird auch, dass das Erreichen des gesetzlichen Rentenalters für Handwerksunternehmer nicht zwingend mit der Betriebsübergabe oder -schließung verbunden ist. Die Folge dieser demografischen Entwicklung ist, dass in den kommenden fünf Jahren bei bis zu 2.300 Handwerksbetrieben in der Region die Übergabe an einen Nachfolger erfolgen dürfte, in ganz Deutschland sind es potenziell 125.000.

Als größte Herausforderung für das Gelingen einer Betriebsübergabe sehen die Inhaber die Suche nach einem geeigneten Nachfolger (57 Prozent). In den zur Übergabe anstehenden Betrieben ist überwiegend bereits entschieden, wer die Nachfolge antreten soll. Die Mehrheit dieser Unternehmen möchte die Weiterführung des Betriebes am liebsten in die Hände eines Familienmitgliedes legen. Etwas mehr als zehn Prozent planen eine Übergabe an einen jüngeren aber erfahrenen Mitarbeiter. Die Weitergabe an einen Existenzgründer oder einen Verkauf an einen Wettbewerber spielen in den Überlegungen eine nur geringe Rolle. So verwundert es nicht, dass nur zirka jede zehnte Existenzgründung eine Übernahme ist.
 

Unternehmenswert frühzeitig ermitteln

Familieninterne Übergaben erscheinen auf den ersten Blick die organisatorisch einfachsten. "Allerdings funktionieren diese nur reibungslos, wenn der Senior dem Nachfolger den nötigen Freiraum bei den betrieblichen Entscheidungen gewährt, die fachliche Kompetenz ebenso anerkennt wie die Führungskompetenzen, auch oder gerade, wenn sie nicht immer den eigenen Vorstellungen entsprechen. Gelingt das nicht, kann es schnell zu Vertrauensverlusten bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten kommen und so das Unternehmen gefährden", berichtet Jens Krause, Betriebsberater der Handwerkskammer zu Leipzig, aus seinen Erfahrungen.

Ein weiterer Knackpunkt der Unternehmensübergabe ist die Ermittlung des Unternehmenswertes, so sehen es 40 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmer. Nur für etwa jeden fünften Betrieb, der in den kommenden fünf Jahren übergeben werden soll, wurde bereits der Unternehmenswert ermittelt.

Am häufigsten werden Bewertungen durch die Berater der Handwerksorganisation oder den Steuerberater durchgeführt. Die Meinungen zu den Unternehmenswerten liegen zwischen Inhaber und potenziellem Nachfolger oft weit auseinander. 20 Prozent der Inhaber können ihre Vorstellungen beim Kaufpreis nicht durchsetzen. "Ideelle Faktoren wie Kundenstamm und Lieferantenbeziehungen werden häufig zu wertvoll angesehen", weiß auch Krause. Entscheidend sei in der Praxis, so Krause, nicht die Höhe einer Bewertung, sondern das Finden eines Kaufpreises, der aus den Erträgen des Unternehmens finanzierbar ist und dem Übernehmer einen angemessenen Unternehmerlohn übrig lässt.
 

Spielräume des Erben sind eingeschränkt

Ein Drittel der Unternehmer sieht in den steuerlichen Aspekten eine besonders große Herausforderung der Übergabe. Der Kaufpreis soll nicht mit zu hohen steuerlichen Abzügen verringert werden. Bei familieninternen Übergaben geht es vor allem um die Erbschaftssteuer. Denn obwohl den Erben vom Gesetzgeber Verschonungsregelungen für Betriebsvermögen eingeräumt werden, sind diese an Auflagen gebunden, die meist über einen langen, nicht überschaubaren Zeitraum wirken.

Ein Beispiel ist die Verknüpfung an die Lohnsumme. Die Spielräume des Erben für die Umstrukturierung des Unternehmens, zum Beispiel die Aufgabe von Geschäftsfeldern oder technische Innovation, ist dadurch deutlich eingeschränkt, weil bei Entlassung von Mitarbeitern oder gar Betriebsschließung das verschonte Betriebsvermögen nachversteuert werden muss. Wie existenzbedrohend diese Regelungen sein können, zeigt sich gerade in der jetzigen pandemiebedingten Krise.
 

Ein selten konfliktfreier Prozess

Ein Drittel der Betriebe hat noch keine konkreten Vorstellungen, wer den Betrieb weiterführen soll. "Wer seinen Betrieb mit Eintritt in den – selbstgewählten – Ruhestand nicht auf- sondern weitergeben will, sollte ab zirka dem 60. Lebensjahr an die Vorbereitung der Nachfolge denken. Der Prozess ist selten konfliktfrei und kann gerade bei nicht familieninternen Übergaben länger dauern, da der passende Nachfolger erst gefunden werden muss", gibt Krause zu bedenken.

Mehr als die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Unternehmen sieht gute Erfolgschancen für eine Unternehmensübergabe, ein Viertel bewertetet diese als gering und jeder zehnte Betrieb rechnet kaum damit.
 

Handwerkskammer ist erste Anlaufstelle

"Wir empfehlen den Betrieben, sich frühzeitig zum Thema Betriebsnachfolge zu informieren und sich vorausschauend beraten zu lassen. Die Handwerkskammer ist da auf jeden Fall eine erste Anlaufstelle, seien es Informationsveranstaltungen oder die individuellen Gespräche. Wenn der Prozess der Nachfolgeregelung beginnt, sollte auch von Anfang an der Steuerberater einbezogen werden", so Betriebsberater Jens Krause.

22. Juni 2021 | 16 Uhr | "Konfliktfrei vererben – clever schenken – Steuern sparen"

In der kostenfreien Online-Informationsveranstaltung bietet die Handwerkskammer für potenzielle Nachfolger und erfahrene Handwerkspersönlichkeiten einen lebhaften Einblick in die wichtigsten Themenfelder rund um die Fragen Erbrecht, Erbschaftsteuer, Testament sowie Übertragung von Firmen- und Privateigentum. Die Veranstaltung findet im Rahmen der "Aktionstage Unternehmensnachfolge" statt. Jetzt hier anmelden.
 

Nachfolgelücke im Handwerk?

Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der anstehenden Betriebs- und Unternehmensübergaben im Handwerk in den kommenden Jahren steigen, während die Zahl der potenziellen Nachfolger zurückgeht. Wird es eine Nachfolgelücke im Handwerk geben? Das bei der Universität Göttingen angesiedelte Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk hat deshalb Daten zum Existenzgründungs- und Nachfolgegeschehen analysiert. Die Studie "Unternehmensübergaben im Handwerk bis 2030 – Abschätzung und Einordnung" steht unter www.ifh.wiwi.uni-goettingen.de zum Download bereit.

Die zentralen Ergebnisse:

  • In den kommenden fünf Jahren stehen im Handwerk etwa 125.000 Betriebe bzw. rund 78.000 Unternehmen zur Übergabe an.
  • Die Zahl der nachfolgebedingten Übergaben wird bis 2030 schrittweise ansteigen. So sind für das Jahr 2022 rund 24.000 Betriebs- bzw. etwa 15.000 Unternehmensübergaben zu erwarten. Im Jahr 2027 wird sich diese Zahl auf 27.000 bzw. 17.000 übergabeinteressierte Inhaber erhöht haben.
  • Zentraler Hemmnisfaktor aus Sicht der übergabeinteressierten Altinhabern sind Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche. Hemmend wirkt z. B. auch, dass Unternehmenswerte gerade im kleinst- und kleinbetrieblichen Bereich häufig schwierig zu ermitteln sind und die Meinungen darüber zwischen Altinhabern und potenziellen Nachfolgern mitunter stark auseinandergehen.
  • Es bedarf geeigneter Unterstützungsangebote für übergabeinteressierte Altinhaber und für potenzielle Nachfolger zur gezielten Förderung von Übernahmegründungen.
ansprechpartner

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Betriebsberater

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Tel. 0341 2188-313

Fax 0341 2188-25313

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ansprechpartnerin

Andrea Mücke

Betriebsberaterin

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Tel. 03435 987649

Fax 03435 987650

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Simone Horschig

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