Gesellenbrief
Handwerkskammer zu Leipzig

Archivbeitrag | Newsletter 2011Abitur sollte mit der Berufsausbildung auf einer Stufe stehen

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) lehnt die kürzliche Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Besserstellung des Abiturs gegenüber vielen Berufsabschlüssen ab.

Die KMK hatte beschlossen, dass das Abitur bei der Ausgestaltung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) auf Niveaustufe 5 und damit höher als viele Abschlüsse der beruflichen Bildung eingeordnet werden sollte. Das BIBB findet diese Entscheidung "weder inhaltlich unterlegt noch nachvollziehbar begründet".

Attraktivitätsverlust der dualen Berufsausbildung befürchtet

Sollte der Beschluss so bestehen bleiben, befürchtet das Institut einen Attraktivitätsverlust der dualen Berufsausbildung und damit negative Auswirkungen auf die Nachwuchssicherung sämtlicher Wirtschaftsbereiche. "Es besteht die Gefahr, dass sich immer weniger junge Menschen mit allgemeiner Hochschulreife für eine berufliche Ausbildung entscheiden, wenn ihnen suggeriert wird, dass ihr Schulabschluss höherwertiger ist als ein Berufsabschluss." Die Kultusminister sollten ihre Entscheidung daher korrigieren.

Gleiche Einordnung wichtig für wirtschaftliche Nachwuchssicherung

Das BIBB steht mit seiner Meinung nicht allein da. Auch die Bundesregierung, die Wirtschaftsministerkonferenz der Länder, die Sozialpartner und die Wirtschaftsorganisationen setzen sich übereinstimmend dafür ein, das Abitur sowie die drei- und dreieinhalbjährigen Ausbildungsberufe gleichwertig auf die Niveaustufe 4 des Qualifikationsrahmens eingeordnet werden sollen.

Hintergrund: der Deutsche Qualifikationsrahmen

Der bis zum kommenden Jahr bildungsbereichsübergreifend zu entwickelnde Deutsche Qualifikationsrahmen bildet - genauso wie der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR), mit dem der DQR eng verzahnt werden muss - die Wertigkeit von Qualifikationen in einer achtstufigen Skala ab.

Mit der Umsetzung der Qualifikationsrahmen sollen sich Qualifikationsstandards in Europa etablieren, wodurch Transparenz und Mobilität gefördert, die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen erhöht und die Gleichwertigkeit zwischen allgemeiner, hochschulischer und beruflicher Bildung verwirklicht werden sollen.