Lehrlinge. Bild: fotolia.com - Bernd Geller
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Gegen den Lehrlingsmangel

Der jüngste Berufsbildungsbericht der Bundesregierung hat die Misere verdeutlicht, in der viele Unternehmen stecken.

Aufgrund der zunehmenden Studierneigung und der gesunkenen Schulabgängerzahlen haben die Betriebe große Probleme, Bewerber für ihre Lehrstellen zu finden. Auch das sächsische Handwerk ist betroffen.

Handwerkskammerprojekte sollen Lehrlingsmangel dämpfen

"Die Entwicklung ist alarmierend, denn für unsere Unternehmen ist die Berufsausbildung das mit Abstand wichtigste Instrument zur Sicherung des eigenen Personalbedarfs. Jede Lehrstelle im Handwerk, die heute unbesetzt bleibt, bedeutet, dass den Firmen morgen eine Fachkraft fehlt und die Unternehmensentwicklung behindert wird", sagt Kerstin Schultz, amtierende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer zu Leipzig.

"Wir versuchen daher seit Jahren, mit einem Bündel an Aktivitäten gegenzusteuern. Beispielsweise engagieren wir uns stark bei der Berufsorientierung, vermitteln den Jugendlichen mit einer bundesweiten Imagekampagne ein modernes Bild des Wirtschaftsbereichs und haben eine Schüler-App zur Lehrstellensuche entwickelt", so Schultz.

Freie Lehrstellen in Deutschland, extreme Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa

Trotzdem bliebe vor allem im Metall-, Elektro- und Nahrungsmittelhandwerk ein Teil der Lehrstellen unbesetzt. Folglich hat man weitere Projekte aus der Taufe gehoben - etwa um Studienabbrecher vom Hörsaal an die Werkbank zu holen oder um Lehrlinge aus dem Ausland anzulocken. Wegen der Wirtschaftskrise im Süden der EU funktioniere besonders letzteres gut.

"Bei uns bleiben Ausbildungsplätze frei und in ihrer Heimat finden junge Südeuropäer keinen Job. Dieses Missverhältnis nutzen wir und bieten Berufsperspektiven in Sachsen und den Unternehmen einen Weg zu motiviertem Nachwuchs. Eine echte Win-win-Situation", sagt Schultz.

Bereicherung trotz Verständigungsschwierigkeiten

Im vergangenen Jahr haben 30 Spanier nach einem Sprachkurs und einem Orientierungspraktikum eine Lehrstelle im regionalen Handwerk angetreten. Auch wenn ein paar wieder abgesprungen sind, peilen die verbliebenen 18 den deutschen Gesellenabschluss an. Die beteiligten Unternehmen betrachten ihre Lehrlinge trotz einiger Verständigungsschwierigkeiten als echte Bereicherung, denn sie sind besonders motiviert und zielstrebig. Einige Chefs haben sogar schon nach weiteren Spaniern zur Verstärkung ihrer Belegschaften gefragt.

Die Handwerkskammer wird das erfolgreiche Projekt fortsetzen und im Juni 2014 weiteren zirka 22 Spaniern den Berufsstart in der Messestadt ermöglichen. Sie werden in Unternehmen des Elektro- und Kfz-Handwerks erste Erfahrungen mit dem deutschen Handwerk machen.